Thüringische Landeszeitung (Eisenach)
Axt-anschlag: War der Täter Is-mitglied?
Bundesanwälte ermitteln, de Maizière zweifelt
WÜRZBURG. Die Bundesanwaltschaft hat die Ermittlungen zum Axt-angriff eines 17-jährigen Afghanen in einem Regionalzug bei Würzburg übernommen. Es bestehe der Verdacht, „dass der Attentäter die Tat als Mitglied des sogenannten Islamischen Staats zielgerichtet begangen hat“, teilte die Behörde gestern in Karlsruhe mit. Die Bundesanwaltschaft verfolgt Straftaten gegen die innere Sicherheit der Bundesrepublik.
Bundesinnenminister Thomas de Maizière (CDU) sagte dagegen in Berlin, der Attentäter sei ein Einzeltäter, der sich durch die Propaganda der Terrormiliz IS „angestachelt“gefühlt habe. Nach den bisherigen Erkenntnissen der Sicherheitsbehörden hatte der 17-Jährige keinen konkreten Auftrag vom IS erhalten.der Flüchtling hatte am Montagabend in einem Regionalzug bei Würzburg-heidingsfeld vier Menschen mit einer Axt und einem Messer angegriffen. Bei den Opfern handelte sich um eine Urlauberfamilie aus Hongkong. Danach attackierte er während seiner Flucht eine Spaziergängerin. Polizisten eines Spezialeinsatzkommandos erschossen den Mann. Zwei seiner Opfer schweben weiterhin in Lebensgefahr.
Ermittlern zufolge hatte die Tat einen islamistischen Hintergrund. Der 17-Jährige bezeichnete sich selbst in der Videobotschaft als Kämpfer des IS. Das Bekennervideo enthalte aber keine Hinweise auf eine Anordnung des IS, sagte de Maizière in Berlin. „Es ist vielleicht ein Fall, der im Grenzgebiet zwischen Amoklauf und Terror liegt“, sagte er und sprach sich für mehr Videoüberwachung, mehr Polizei, und einen besseren Schutz der Polizeibeamten aus. Unklar ist, ob der Täter tatsächlich aus Afghanistan oder aber aus Pakistan stammt. Offiziell gehen die Ermittler von einer afghanischen Herkunft aus.