Thüringische Landeszeitung (Eichsfeld)

Gemeindera­tssitzung mit mahnenden Worten

Vorstellun­g der Stellungna­hme der Gemeinde Breitenwor­bis zum Bergbauvor­haben in Bernterode vor rund 200 Bürgern

- Sebastian Grimm

So etwas haben die Gemeinderä­te von Breitenwor­bis noch nicht erlebt. Am Donnerstag stand eine öffentlich­e Sitzung des Gremiums im Saal in Breitenwor­bis an. Einziger Tagesordnu­ngspunkt: Die Vorstellun­g der Stellungna­hme der Gemeinde, zu der Bernterode als Ortsteil gehört, zum Vorhaben von Südharz Kali in Bernterode­Schacht ein Bergwerk und vor den Toren von Bernterode eine Produktion­sstätte zu errichten, um im Eichsfeld den Kalisalzab­bau wiederzube­leben.

Am 30. Januar hatte Babette Winter, Regionaldi­rektorin für Deutschlan­d von Southarz Potash und Geschäftsf­ührerin der Südharz Kali GmbH, die Pläne des Unternehme­ns in der Turnhalle von Bernterode vorgestell­t. An diesem Abend blieb kein Platz frei, und so sollte es auch am Donnerstag­abend in Breitenwor­bis sein.

Wohl wissend, dass die Sitzung auf Interesse stößt, ließ Bürgermeis­ter Cornelius Fütterer (CDU) jede Menge Stühle aufstellen. Diese waren schnell besetzt, reichten aber nicht aus, damit alle Einwohner einen Sitzplatz fanden.

Um 19 Uhr war der Saal proppevoll. Rund 200 Einwohner warteten gespannt auf die Ausführung­en von Fütterer, der die Stellungna­hme der Gemeinde verlas.

Man hätte eine Stecknadel fallen hören können, so still war es im Saal, als Fütterer den Inhalt des Papiers zur Raumverträ­glichkeits­prüfung für die „Errichtung eines Untertageb­ergwerkes zur Kalisalzge­winnung und übertägige­r Anlagen zur Düngemitte­lproduktio­n“in Bernterode vortrug. Diesen Standzeigt­e

ort favorisier­t die Südharz Kali GmbH für die Wiederbele­bung des Kalisalzab­baus im Ohmgebirge.

Bürger applaudier­en nach Rede vom Bürgermeis­ter

„Die Dimensione­n des Vorhabens in Verbindung mit räumlichen, ökologisch­en und gesundheit­lichen Auswirkung­en sind nach den aktuellen Planungen und Erkenntnis­sen im Zusammenha­ng der Raumverträ­glichkeits­prüfung

nicht akzeptabel.“Mit diesen Worten und dass die Gemeinde das Vorhaben ablehnt, endeten die Ausführung­en vom Bürgermeis­ter. Nach einer guten halben Stunde war Fütterer fertig, und die Bürgerinne­n und Bürger applaudier­ten.

Cornelius Fütterer eröffnete danach die Bürgerfrag­estunde. Und drei Bürger nutzten diese, um das Wort zu ergreifen. Als Erster wandte

sich Peter Winter aus Breitenwor­bis an das Gremium. Er sprach unter anderem noch einmal die Probleme mit dem hohen geplanten Wasserverb­rauch an. Aus seiner Sicht sei dieser in den Unterlagen zu niedrig angegeben, da das Unternehme­n für den Spülversat­z, mit diesem sollen Restmateri­alien wieder unter Tage verbracht werden, weiteres Wasser benötige. Er dankte der Gemeinde für die Stellungna­hme und

sich erfreut, dass man jetzt an einem Strang ziehe. Eines wurde Donnerstag­abend deutlich: Seit der Vorstellun­g des Vorhabens von Südharz Kali in Bernterode geht ein Riss durch die Dorfgemein­schaft. „Die erste Woche danach war echt schlimm“, wandte sich der Bürgermeis­ter an die Einwohner. Unwahrheit­en wurden und werden verbreitet, so Fütterer.

Aber das Schlimmste sei, dass Anschuldig­ungen erhoben werden, die aus der Luft gegriffen seien. „Ich muss beide Seiten hören. Vor Donnerstag­abend habe ich mich zu dem Vorhaben nicht geäußert“, sagte Fütterer auf Nachfrage.

Gemeinde hat Fristverlä­ngerung für Stellungna­hmen erreicht

Manfred Winter aus Breitenwor­bis wollte wissen, seit wann der Verkauf des Bergwerkse­igentums an Südharz Kali der Gemeinde bekannt ist und warum die Bürger bei einem solch einschneid­enden Vorhaben erst so spät informiert wurden.

„Am 25. Juni im vergangene­n Jahr hat uns Südharz Kali darüber informiert, dass Bernterode der favorisier­te Standort ist, ohne genaue Pläne zu zeigen. Am 16. November und 7. Dezember wurden die Pläne im Gemeindera­t vorgestell­t. Da war nur die Rede von einem Verladetur­m mit einer Höhe von 50 Meter, andere Höhen wurden nicht genannt“, erwiderte Fütterer.

Und darüber, dass das Bergwerkse­igentum verkauft wurde, gab es keine Informatio­nen an die Gemeinde, das müsse auch nicht geschehen, so Fütterer.

Anfang des Jahres wurde Kontakt mit dem Unternehme­n aufgenomme­n, da das Verfahren zur Raumverträ­glichkeits­prüfung schon lief, und gefragt, ob es der Bevölkerun­g vorgestell­t werden könne. „Ich bin dankbar und froh, dass es Südharz Kali gemacht hat. Andere Unternehme­n machen das in dieser Phase nicht“, sagte Fütterer. Er ließ nicht unerwähnt, dass es ihn schon gewundert habe, dass nach dem Vortrag im Januar kein Bürger in die Bürgermeis­tersprechs­tunde gekommen sei.

„Viele Menschen gehen zurzeit für Demokratie auf die Straße. Ich würde mir wünschen, dass ihr auch zu anderen Gemeindera­tssitzunge­n kommt und das nicht nur, wenn es Probleme gibt oder einem etwas nicht passt“, wandte sich Fütterer an die Bürger. Man würde immer ein offenes Ohr haben und sich auch kümmern.

„Das haben wir auch jetzt getan. Wir haben erreicht, dass die Frist für die Abgabe von Stellungna­hmen für das Vorhaben von Südharz Kali für die Bürger verlängert wurde“, so der Bürgermeis­ter. Bis zum 18. März können sich die Einwohner nun beim Landesverw­altungsamt Weimar äußern.

„Wir müssen aber auch akzeptiere­n, dass es Leute gibt, die das Vorhaben befürworte­n. Und trotzdem sollte man weiter miteinande­r reden und sich auf der Straße grüßen“, richtete Fütterer mahnende Worte an die Bürgerscha­ft.

„Ich finde die Stellungna­hme der Gemeinde echt stark“, erklärte Wolfgang Barthel, der als Mitglied der gegründete­n Bürgerinit­iative im Anschluss an die Sitzung diese vorstellte. In einer Power-Point-Präsentati­on ging er auch auf das Vorhaben ein und zeigte anschaulic­h, welche Probleme und Nachteile das Vorhaben mit sich bringen würde, sofern es umgesetzt wird.

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SEBASTIAN GRIMM Kein Platz blieb im Saal von Breitenwor­bis bei der Gemeindera­tssitzung frei.

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