Thüringische Landeszeitung (Eichsfeld)

Wie Erfurt Blumenstad­t wurde Bibliothek gestaltet digitale Ausstellun­g zur Geschichte der Pflanzenzu­cht in der Stadt

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Am Sonntag sollte es sein. Man erwartete den einmillion­sten Besucher auf der Bundesgart­enschau. Denkste. Petrus, dieser meteorolog­ische Grobian, hat es derart regnen lassen, dass das mit der Million nix wurde. Nun gut, war es halt am Montag soweit.

Natürlich kann man sich jetzt trefflich über das viele Wasser von oben grämen. Aber, so hat es der Deutsche Wetterdien­st jetzt festgestel­lt, es sei ein ganz gewöhnlich­er Sommer. In den Achtzigern sei das, was bei uns jetzt so abläuft, noch Standard gewesen. Vielleicht ist man ja vom Klimawande­l an der Nase herumgefüh­rt worden. Und man hat Temperatur­en um die 40 Grad als Normalität angesehen.

Die Wetterfrös­che haben in ihren Aufzeichnu­ngen jedes Fitzelchen ausgewerte­t. Und, man glaubt es kaum, der Sommer war bis jetzt sogar zu warm. Um 0,3 Grad. Allerdings ist der August wiederum um 1,6 Grad zu kühl.

Egal, alles nur Zahlenschi­eberei, wenn es um die Buga geht. Dass trotz der wetterwend­ischen Gegenwart alles so herrlich blüht und grünt, ist der Verdienst vieler fleißiger Helfer. Sie sorgen für jede Menge optische Höhepunkte, egal, ob es schüttet oder ob die Sonne heiß brennt. Und auch wenn Corona dem Buga-Start jede Menge Hinderniss­e in den Weg legte – jetzt läufts. Soll später mal keiner sagen, die Buga 2021 in Erfurt war nix.

Erfurt.

Durch die Buga steht Erfurts reiche Geschichte rund um die Traditione­n von Kakteen, Blumenkohl und einem reichen Blumensort­iment gerade im Zentrum vieler Gartenund Pflanzenfr­eunde. Die Stadt- und Regionalbi­bliothek Erfurt hat der Historie der Blumenstad­t eine eigene digitale Ausstellun­g gewidmet, in der sie eine Chronologi­e der prägendste­n Meilenstei­ne aufbereite­t.

Vom Mittelalte­r bis zur DDR wird „Die Blumenstad­t Erfurt“anhand Auszügen aus historisch­er Gartenbaul­iteratur erzählt. Verantwort­lich für die seit Mai dieses Jahres zugänglich­e Online-Schau ist Dagmar Hoffmann. Die Bibliothek­smitarbeit­erin aus der Abteilung für Zentrale Mediendien­ste hat in einem dreivierte­l Jahr in den Altbeständ­en der Stadtbibli­othek in alten Katalogen recherchie­rt: „Das war ein Projekt, was ich mir schon länger vorgenomme­n hatte. im letzten Lockdown gab es dann die Gelegenhei­t, es zu verwirklic­hen“, wie Hoffmann sagt.

Gartenbaug­eschichte in Text und Bild aufbereite­t

Nach der Durchsicht von 50 bis 60 Titeln aus den Beständen sammelte sie Textmateri­al und fertigte von den besonders anschaulic­hen Stücken Digitalisa­te an, um diese als

Einzelne Stücke aus der virtuellen Ausstellun­g gibt es auch in einer Ausstellun­gsvitrine in der Stadtbibli­othek zu besichtige­n

Digitale Ausstellun­g zusammenzu­stellen. „Über die Deutsche Digitale Bibliothek gibt es seit 2017 die Möglichkei­t, seine Fundstücke mit Metadaten zu versehen und in dieser Form zu präsentier­en. So habe ich angefangen, Zitate herauszusu­chen, kurze Beitexte zu schreiben und mit passenden Bildern zu verknüpfen“. Darüber hinaus hat sich die Kuratorin auch über die Regionalge­schichte belesen, um die vier Kapitel zur Saat- und Pflanzenzu­cht in stadthisto­rische Epochen einzuglied­ern und mit Hintergrun­dwissen zu versehen.

Von den ersten überliefer­ten

Kräuter- und Gemüsegärt­en rings um die Stadtmauer drehen sich die gezeigten Exponate auch um Johann Christian Reicharts „SaamenCabi­net“des 18. Jahrhunder­ts und den stetig wachsenden Handel mit Saatgut verschiede­nster Art. Da darf natürlich auch ein Abschnitt zu Ernst Bernary nicht fehlen, dessen expandiere­nde Geschäfte erst den Titel „Blumenstad­t“für Erfurt etablierte­n. Neben den Naturselbs­tdrucken, Katalogaus­zügen und Illustrati­onen zeugen für die jüngere Geschichte auch Fotografie­n von der Iga von den ersten Jahren, in denen sich die Landeshaup­tstadt für ihre

Blumentrad­ition feierte. Als Stadtund Regionalbi­bliothek naheliegen­d findet sich dort zum entspreche­ndem Abschluss auch ein Bild des als „Parkbiblio­thek“verzeichne­ten Lesepavill­ons, was so auch für ein Stück eigene Geschichts­schreibung in der Ausstellun­g sorgt.

„Es ist sehr schön, dass wir von der Deutschen Digitalen Bibliothek, die uns die Seite zur Verfügung stellt, so profitiere­n können. Vom Kniphof’schen Kräuterbuc­h lag dort zum Beispiel schon ein passendes Digitalisa­t der Herzog-AugustBibl­iothek Wolfenbütt­el vor, dass ich für die Ausstellun­g nutzen konnte. So kann man sich mit anderen Institutio­nen vernetzen, Daten sammeln und deutschlan­dweit gemeinsam an einer Wissenssam­mlung arbeiten. Da legt die ‘Blumenstad­t’-Ausstellun­g für uns einen guten Grundstein“, so Hoffmann.

Wie es online so üblich ist, kann die digitale Schau rund um die Uhr angeschaut werden. Wer einige der dort zu sehenden Exponate „in echt“sehen möchte, hat dazu in der Stadt- und Regionalbi­bliothek am Domplatz die Gelegenhei­t: Dort sind ausgesucht­e Stücke in zwei Vitrinen im Erdgeschos­s ausgestell­t.

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FOTOS (2): MARCO SCHMIDT
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