Thüringische Landeszeitung (Eichsfeld)
Mehr Freizeit statt mehr Geld
Option sehr attraktiv für Beschäftigte
FRANKFURT/MAIN. Acht freie Tagestattmehrlohn–dieseoption ist für Zehntausende Beschäftigte in der deutschen Metallund Elektroindustrie offenbar attraktiv. Nach Angaben der IG Metall haben bereits rund 190.000 Arbeitnehmer in ihren Betrieben für 2019 eine entsprechende Freistellung beantragt, die beim jüngsten Tarifabschluss für bestimmte Personengruppen verabredet worden ist. „Wir konnten uns kaum retten vor Anträgen“, erzählt die Betriebsrätin Nektaria Christidou vom Stuttgarter Autozulieferer Mahle Behr.
Zeit für Familie und Pflege von Angehörigen
Mit einer Zustimmungsquote zwischen 70 und 80 Prozent sei die Arbeitszeitverkürzung vor allem bei Schichtarbeitern beliebt, die alleine rund 140.000 Antragsteller ausmachen, berichtete die Gewerkschaft am Montag. Auch rund 50.000 Eltern junger Kinder und Beschäftigte, die zu Hause Angehörige pflegen, wählten die Freizeitoption. Sie verzichten im Gegenzug auf ein höheres Entgelt, das neben den normalen Tariferhöhungen in Form einer Sonderzahlung im kommenden Jahr fällig würde. Insgesamt sind in der Metall- und Elektroindustrie rund 3,9 Millionen Menschen beschäftigt.
Der Erste Vorsitzende der IG Metall, Jörg Hofmann, sprach von einer „enormen Resonanz“auf die neue Tarifregelung. „Wir haben den Nerv der Zeit getroffen.“Das Bild sei aber noch nicht vollständig, da erst die Hälfte der 2800 tarifgebundenen Betriebe abgefragt wurde.
Die Arbeitgeber bestätigten ihrerseits das große Interesse in den Belegschaften an den kürzeren Arbeitszeiten. Der Verband Gesamtmetall mahnte aber, dass das entfallende Arbeitsvolumen wegen des großen Fachkräftemangels und der guten Auftragslage unmittelbar im Betrieb ausgeglichen werden müsse. (dpa)