Thüringische Landeszeitung (Eichsfeld)
Greiz lädt Abba-sängerin ein
Annifrid Lyngstad ist eine angeheiratete Prinzessin Reuß von Plauen – hat also Verbindungen zum einstigen Greizer Fürstenhaus
GREIZ. Mit einer zügigen Bewegung setzt Alexander Schulze (parteilos) seinen Namen unter eine ganz besondere Einladung. Eine Einladung an die dunkelhaarige Sängerin der weltberühmten Popgruppe Abba, Annifrid Lyngstad.
Der richtige Name der heute in der Schweiz lebende Künstlerin ist Annifrid Prinzessin Reuß von Plauen. Das heißt: Abba und Greiz haben eine historische Beziehung zueinander. Eine fürstliche Beziehung. „Deshalb war es eine Ehre für mich, die prominente Sängerin in unsere Park- und Schlossstadt offiziell einzuladen“, begründete Alexander Schulze. „Und da die Prinzessin am 15. November ihren 73. Geburtstag begeht, ist es sicher eine Überraschung der anderen Art, wenn sie von uns eine offizielle Einladung erhält.“ In seinem Schreiben an die Prinzessin Reuß von Plauen heißt es: „Unsere Stadt Greiz mit 20.700 Einwohnern, idyllisch gelegen im Tal der Weißen Elster, besitzt das Obere und Untere Schloss, in denen die Fürsten derer von Reuß einst residierten. Heute befinden sich ein Museum, sanierte Fürstensäle und eindrucksvolle Gewölbe darin. Greiz besitzt zudem einen wunderschönen Park , der nach englischem Vorbild angelegt wurde. Kein Wunder, dass unsere Stadt, wie klein sie auch sein mag, den Beinamen Residenzstadt trägt.“
Schließlich fügte Alexander Schulze den entscheidenden Satz ein: „Ich hoffe ausdrücklich, Sie in naher Zukunft in unserer liebenswerten Stadt Greiz in Thüringen begrüßen zu dürfen, um gemeinsam mit Ihnen auf den historischen Spuren derer von Reuß zu wandeln.“
Wie kam es dazu, dass aus der bürgerlichen Abba-sängerin eine adlige Prinzessin wurde, die eine Beziehung zum Greizer Fürstenhaus besitzt?
Annifrid Lyngstad, so ihr bürgerlicher Name, lernt 1986 am schwedischen Königshaus den in der Schweiz lebenden Landschaftsarchitekten Heinrich Ruzzo Prinz Reuß von Plauen kennen und lieben. Die beiden heiraten im Jahre 1992. Doch der Prinz erkrankt schwer an Krebs und stirbt 1999 im Alter von nur 49 Jahren.
Seither ist Annifrid Prinzessin Reuß von Plauen verwitwet und lebt sowohl in Zermatt in der Schweiz wie auch in Schweden. Durch die Heirat mit dem deutschen Prinzen ist sie mit dem Fürstenhaus Reuß familiär verbunden, eine unmittelbare Nachfahrin sozusagen. Und das Fürstenhaus Reuß gehört historisch betrachtet auch zu Greiz.
Die Verbindungen des Prinzen in diese Region sind von mehreren Vereinen gründlich erforscht worden. Unter anderem ist ist zu erfahren, dass nach dem Zweiten Weltkrieg die „Grafen von Plauen“nicht mehr auf ihre Besitzungen zurückkehren konnten und in die Schweiz übersiedelten. Sie lebten dort in der Villa Heckenried bei Luzern, wo Heinrich Ruzzo, der spätere Ehemann der Abba-sängerin, im Jahre 1950 das Licht der Welt erblickte.sein Vater Heinrich Enzio, er lebte von 1922 bis 2000, war Forstwirt und hatte die Baronin Luise Peyron, eine schwedische Künstlerin mit französischen Wurzeln geheiratet. Heinrich Ruzzo blieb ihr einziger gemeinsamer Sohn. Heinrichs Verbindungen nach Schweden rissen nie ab – seine Mutter besaß ein Gut am schwedischen Südzipfel, wo Heinrich die Sommermonate verbrachte. Auf dem Internat lernte er den späteren König Karl Gustaf von Schweden kennen, den er oft auf Jagdausflüge begleitete.
Nach dem Schulabschluss nahm Heinrich Ruzzo seinen Wohnsitz wieder in der Schweiz und arbeitete als Diplom-architekt, spezialisierte sich auf Entwürfe für Golfplätze. 1974 heiratete er die Norwegerin Mette Rinde, mit der er Zwillingstöchter hatte. Doch seine Ehe endete – wie die seiner Eltern – nicht glücklich, weshalb das Paar nach zwölf Jahren die Scheidung einreichte.
Ab 1986 kam die Abba-sängerin ins Spiel und wohnte bei ihm im schweizerischen Freiburg. Sie begann sich intensiv für den Umweltschutz zu engagieren. 1992 heiratete das Paar, gerade als die Musik von Abba in Europa ihr Revival durchlebte. Das Musical „Mamma Mia!“, heute inzwischen erfolgreich verfilmt, feierte damals am Prince Edward Theatre in London seine umjubelte Premiere.
Annifrid Prinzessin Reuß von Plauen konnte jedoch an dieser Premiere aus traurigem Grund nicht teilnehmen: Ihr Mann Prinz Ruzzo Reuß von Plauen hatte mit schwerem Lymphdrüsenkrebs zu kämpfen. Nach sechs Monaten Krankheit starb Heinrich Ruzzo Prinz von Plauen im Oktober 1999. Er wandelte nie auf den Spuren seiner deutschen Ahnen. „Vielleicht holt das nun seine Witwe Annifrid Prinzessin Reuß von Plauen nach“, hofft Bürgermeister Alexander Schulze.
Auf historischen Spuren wandeln
1992 heirateten Annifrid und Heinrich Ruzzo