Thüringische Landeszeitung (Eichsfeld)
Eishockey: Auf der Suche nach Sturms Erben
Der Bundestrainer gibt ab Donnerstag beim Deutschland Cup in Krefeld seinen Abschied. An möglichen Nachfolge-kandidaten mangelt es nicht
KREFELD. Der charmante Scherz von Franz Reindl passte gut zur Lage des Deutschen Eishockey-bundes. Der Verbandspräsident präsentierte sich vor dem Deutschland Cup, der ab Donnerstag mit dem Treffen Slowakei – Schweiz (15.30 Uhr) und der Olympia-finalneuauflage Deutschland gegen Russland (19 Uhr) erstmals im Krefelder Königpalast ausgetragen wird, alles andere als zerknirscht. Obwohl Bundestrainer Marco Sturm mit seinem Wechsel zu den Los Angeles Kings in die National Hockey League (NHL) direkt nach dem Turnier größtmögliche Fußstapfen auf seiner Position hinterlässt. An Nachfolgekandidaten mangelt es aber ebenso wenig wie am Kleingeld. „Es gibt schon Bewerbungen“, verriet Verbandschef Reindl, „und wenn wir noch etwas mehr Honorar brauchen, wird das Büffet künftig kleiner.“
Drei erfolgreiche Jahre unter Marco Sturm, der Silber-gewinn von Pyeongchang, Viertelfinalspiele bei der WM, der Sprung von Rang 13 auf Platz acht der Weltrangliste haben den Stellenwert des deutschen Eishockeys erhöht. Das macht sich nicht nur im Sponsorenbereich bemerkbar. Sondern auch beim Selbstwertgefühl der Verbandsspitze. Doch wer nun Deutschlands Eishockey-erfolgsgesicht ersetzen kann, will wohl überlegt sein. Noch einmal einen solchen Glücksgriff wagen wie im Juli 2015, als Reindl dem Trainernovizen Sturm das Vertrauen schenkte? „Man kann einmal Glück haben, ein zweites Mal sollte man vielleicht nicht aus dem Hut zaubern“, wägt Reindl ab. Was eher für einen erfahrenen Trainer sprechen würde.
Eine Doppelfunktion Bundestrainer und Vereinstrainer mochte der Verbandschef zwar nicht komplett ausschließen. Wahrscheinlich sei die Konstellation aus alten Zeiten aber nicht. Zumal Sturm auch als General Manager fungierte, dazu am Gesamtkonzept mitarbeitete, den Nachwuchs zu fördern. Spielbeobachtungen im Nachwuchs, eine Rekordzahl an Trainingsund Pr-terminen inklusive. Heißt: Der Verband würde geeignete Kandidaten finanziell vermutlich auch ablösen, die bei einem Klub unter Vertrag wären. Wie Harold Kreis bei der Düsseldorfer EG, wie Ex-bundestrainer Uwe Krupp bei Sparta Prag oder wie Pavel Gross beim Del-tabellenführer Adler Mannheim.
Dazu denken Franz Reindl und Kollegen nach Informationen dieser Zeitung erneut über eine Verpflichtung des Deutschkanadiers Ralph Krueger nach. Der frühere Duisburger und Düsseldorfer Bundesligaspieler coachte zwölf Jahre erfolgreich die Schweiz, war bisher einziger deutscher Cheftrainer in der NHL bei den Edmonton Oilers. Seit 2014 ist Krueger Vorstandsvorsitzender beim Premierleague-team FC Southampton – damit finanziell unabhängig.