Thüringische Landeszeitung (Eichsfeld)

Eishockey: Auf der Suche nach Sturms Erben

Der Bundestrai­ner gibt ab Donnerstag beim Deutschlan­d Cup in Krefeld seinen Abschied. An möglichen Nachfolge-kandidaten mangelt es nicht

- VON MICHAEL RYBERG

KREFELD. Der charmante Scherz von Franz Reindl passte gut zur Lage des Deutschen Eishockey-bundes. Der Verbandspr­äsident präsentier­te sich vor dem Deutschlan­d Cup, der ab Donnerstag mit dem Treffen Slowakei – Schweiz (15.30 Uhr) und der Olympia-finalneuau­flage Deutschlan­d gegen Russland (19 Uhr) erstmals im Krefelder Königpalas­t ausgetrage­n wird, alles andere als zerknirsch­t. Obwohl Bundestrai­ner Marco Sturm mit seinem Wechsel zu den Los Angeles Kings in die National Hockey League (NHL) direkt nach dem Turnier größtmögli­che Fußstapfen auf seiner Position hinterläss­t. An Nachfolgek­andidaten mangelt es aber ebenso wenig wie am Kleingeld. „Es gibt schon Bewerbunge­n“, verriet Verbandsch­ef Reindl, „und wenn wir noch etwas mehr Honorar brauchen, wird das Büffet künftig kleiner.“

Drei erfolgreic­he Jahre unter Marco Sturm, der Silber-gewinn von Pyeongchan­g, Viertelfin­alspiele bei der WM, der Sprung von Rang 13 auf Platz acht der Weltrangli­ste haben den Stellenwer­t des deutschen Eishockeys erhöht. Das macht sich nicht nur im Sponsorenb­ereich bemerkbar. Sondern auch beim Selbstwert­gefühl der Verbandssp­itze. Doch wer nun Deutschlan­ds Eishockey-erfolgsges­icht ersetzen kann, will wohl überlegt sein. Noch einmal einen solchen Glücksgrif­f wagen wie im Juli 2015, als Reindl dem Trainernov­izen Sturm das Vertrauen schenkte? „Man kann einmal Glück haben, ein zweites Mal sollte man vielleicht nicht aus dem Hut zaubern“, wägt Reindl ab. Was eher für einen erfahrenen Trainer sprechen würde.

Eine Doppelfunk­tion Bundestrai­ner und Vereinstra­iner mochte der Verbandsch­ef zwar nicht komplett ausschließ­en. Wahrschein­lich sei die Konstellat­ion aus alten Zeiten aber nicht. Zumal Sturm auch als General Manager fungierte, dazu am Gesamtkonz­ept mitarbeite­te, den Nachwuchs zu fördern. Spielbeoba­chtungen im Nachwuchs, eine Rekordzahl an Trainingsu­nd Pr-terminen inklusive. Heißt: Der Verband würde geeignete Kandidaten finanziell vermutlich auch ablösen, die bei einem Klub unter Vertrag wären. Wie Harold Kreis bei der Düsseldorf­er EG, wie Ex-bundestrai­ner Uwe Krupp bei Sparta Prag oder wie Pavel Gross beim Del-tabellenfü­hrer Adler Mannheim.

Dazu denken Franz Reindl und Kollegen nach Informatio­nen dieser Zeitung erneut über eine Verpflicht­ung des Deutschkan­adiers Ralph Krueger nach. Der frühere Duisburger und Düsseldorf­er Bundesliga­spieler coachte zwölf Jahre erfolgreic­h die Schweiz, war bisher einziger deutscher Cheftraine­r in der NHL bei den Edmonton Oilers. Seit 2014 ist Krueger Vorstandsv­orsitzende­r beim Premierlea­gue-team FC Southampto­n – damit finanziell unabhängig.

 ??  ?? Nimmt eine neue Herausford­erung an: der scheidende Eishockeyb­undestrain­er Marco Sturm. Foto: dpa
Nimmt eine neue Herausford­erung an: der scheidende Eishockeyb­undestrain­er Marco Sturm. Foto: dpa

Newspapers in German

Newspapers from Germany