Thüringische Landeszeitung (Eichsfeld)
Der unterhaltsame Abendbummel
100 Dinge: Mit der Nachtwächterin durchs nächtliche Heiligenstadt flanieren
HEILIGENSTADT. Jeden Donnerstag steht eine der drei Heiligenstädter Nachtwächterinnen im vollen Ornat vor dem Heiligenstädter Rathaus und wartet auf Neugierige.
Die Laterne ist an, der Hut sitzt keck auf dem Kopf. Heidelinde Liepe ist jetzt seit 18 Jahren Nachtwächterin. Und der Donnerstagstermin ist der Öffentlichkeit vorbehalten. Man braucht sich einfach nur in den Wintermonaten bis 19 Uhr bei ihr einzufinden, im Sommer bis 21 Uhr. Es muss ja auch dunkel sein. Dann entführt sie die Gäste auf eine Zeitreise durch die Geschichte der Stadt Heiligenstadt. Und das ist eines der 100 Dinge, die man im Eichsfeld einmal getan haben sollte.
Warum gibt es drei Nachtwächterinnen? Ganz einfach. Eine kann ja auch mal im Urlaub weilen oder krank sein. Oder Heidelinde Liepe, Sigrid Seifert oder Annerose Goldbach müssen einen Termin im Familienkreis wahrnehmen. Es gibt noch einen Grund: Wenn sich Gruppen anmelden, dann reicht eine Nachtwächterin oder Stadtführerin inzwischen bei Weitem nicht mehr aus. Selten kommt es vor, dass niemand mit ihnen durch die Straßen bummeln will. Aber das mache nichts. Die Nachtwächterin wartet immer bis etwa 19.15 Uhr, dann geht sie wieder nach Hause.
Langeweile kommt bei dem etwa eineinhalb Stunden dauernden Rundgang nicht auf. Viele Menschen sind verblüfft, wenn sie erfahren, wie viele große Persönlichkeiten die Stadt besucht haben. Gezeigt wird unter anderem, wo Goethe und die Herzogin Anna Amalia übernachtet haben, man spricht über Königin Luise und Napoleon Bonaparte, führt die Gäste zu Storms Wohnhaus und auf Tilman Riemenschneiders Spuren, über den Klausberg zum Wasserfall. Dann dürfen die Gäste entscheiden, ob sie durch den Park oder den Heimenstein mit seiner Altstadt laufen möchten.
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Donnerstags, Uhr, Markt