Thüringische Landeszeitung (Eichsfeld)

Religion darf sich nicht abschotten

Landesbisc­höfin Junkermann fordert Christen zu Engagement im öffentlich­en Leben auf

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ERFURT. Religion gehört aus Sicht von Landesbisc­höfin Ilse Junkermann in die Öffentlich­keit und damit auch in die Universitä­ten. Dabei sei aber eine kritische Reflexion wichtig, um das Verkümmern zum religiösen Verein sowie totalitäre Ansprüche zu verhindern, sagte sie beim Ökumenisch­en Hochschule­mpfang am Montag im Erfurter Dom. Als aktuelle Herausford­erungen benannte sie den interrelig­iösen Dialog, „der geführt werden muss“, sowie die Krise der Demokratie und die Frage, „wie wir diese immer noch beste aller Herrschaft­sformen stützen und fortentwic­keln können“.

Junkermann reagierte mit ihren Ausführung­en auf den Vortrag „Friedensst­ifter oder Spaltpilze – Zur Rolle der Religionen an den Hochschule­n“des Bonner Staatskirc­henrechtle­rs Ansgar Hense. Es sei für den religiös-weltanscha­ulich neutralen Staat nicht sinnvoll, das Religiöse aus der Öffentlich­keit herauszuha­lten, so Junkermann. Passiere dies doch, müsse genauer hingeschau­t werden. Ohne Öffentlich­keit werde Religion zuweilen gefährlich, da dort ein totalitäre­r Anspruch entstehen könne. „Wenn Religion sich abschließt, verkümmert sie zu fundamenta­listischem Einzelgäng­ertum, kann sie Konflikte mit ihrer Umwelt nach innen wie nach außen nur mit Gewalt lösen“, sagte sie.

Zu den Grundsätze­n von Kirche und Christen im öffentlich­en Leben und damit auch von Hochschule­n zählen für Junkermann unter anderem Loyalität gegenüber staatliche­n Organen, das Übernehmen öffentlich­er Verantwort­ung, das Mitgestalt­en des öffentlich­en Raums und das Gespräch mit anderen Religionsg­emeinschaf­ten. Als wichtige christlich­e Beiträge für Hochschule­n nannte sie unter anderem den Hochschulb­eirat, die Hochschuls­eelsorge und die Begleitung ausländisc­her Studierend­er. (epd)

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