Thüringische Landeszeitung (Eichsfeld)

Scholz und das Panzer-problem

Der Finanzmini­ster muss im Bundestag für seinen Haushalt viel Kritik von der Opposition einstecken

- VON TIM BRAUNE

BERLIN. Selbst für einen Profi wie Olaf Scholz ist dieser Tag etwas besonderes. Zum ersten Mal bringt er als Bundesfina­nzminister den Haushalt ein, 341 Milliarden Euro für das laufende Jahr. Was trotz voller Kassen alles andere als ein leichtes politische­s Manöver ist. Verteidigu­ngsministe­rin Ursula von der Leyen will von Scholz mehr Geld für die Bundeswehr. Spätestens seit sich die Kanzlerin nach einem gemeinsame­n Auftritt vor Bundeswehr­soldaten hinter ihre Ministerin gestellt hat, hat von der Leyens’ Forderung mehr Wumms bekommen. Allerdings schränkte die Ministerin selbst ein, sie wäre schon zufrieden, beim nächsten Natogipfel in Brüssel ankündigen zu können, Deutschlan­d werde 2025 seine Verteidigu­ngsausgabe­n von 1,3 auf 1,5 Prozent der Wirtschaft­sleistung erhöhen.

Wolfgang Schäuble, der acht Jahre lang selbst das Privileg genoss, als „Schatzkanz­ler“die Haushaltsw­oche zu eröffnen, nun aber Bundestags­präsident ist, eröffnet die Sitzung. Alle Blicke richten sich auf Scholz. Bei den Bundeswehr-milliarden will er sich von der Union nicht treiben lassen. In den nächsten Jahren erhalte die Bundeswehr 173 Milliarden Euro. „Ein verteidigu­ngspolitis­ches Konzept wird nicht schon dadurch gut, dass es teuer ist“, sagt Scholz. Scholz führt aus, internatio­nale Sicherheit­spolitik sei nicht dann erfolgreic­h, wenn sie ständig mehr koste, sondern wenn sie Sicherheit garantiere.

Die Haushaltse­xpertin der Linken, Gesine Lötzsch, kritisiert, Schwarz-rot liefere aber Waffen nach Saudi Arabien und in die Türkei. Das sei schlimmer als das Foto der Fußball-nationalsp­ieler Ilkay Gündogan und Mesut Özil mit dem türkischen Staatschef Recep Tayyip Erdogan. „Mehr Fußball und weniger Panzer, das wäre besser für uns alle.“Sven-christian Kindler von den Grünen wirft Scholz vor, die Milliarden planlos zu verteilen. „Das ist ein Haushalt ohne Zukunft.“

Und Scholz? Ist er wie Schäuble der „schwarzen Null“verfallen, wie in der SPD stellenwei­se beklagt wird? „Wir verehren keinen Fetisch“, wehrt sich der Vizekanzle­r. Die große Koalition werde mehr als 50 Milliarden Euro investiere­n. Kleine und mittlere Einkommen würden entlastet. Scholz betont, er wolle, dass jemand, der Vollzeit arbeitet, mindestens 2000 Euro verdient – und künftig mehr netto hat. Solide, sozial gerecht und zukunftsor­ientiert, sei sein Haushalt.

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Finanzmini­ster Olaf Scholz (SPD) und Angela Merkel (CDU) während der Haushaltsd­ebatte. Foto: dpa

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