Thüringische Landeszeitung (Eichsfeld)
Rot-weiß: Eiszeit zwischen Hauptsponsor und Präsidenten
„Autohaus König“sieht keine gemeinsame Basis mehr mit Nowag. Mannschaft verkauft sich beim 2:4 in Wiesbaden teuer
ERFURT. Frank Nowag wollte gestern seine Ruhe. Nach den Turbulenzen in dieser Woche sicher verständlich. Noch dazu, wenn man 47. Geburtstag hat. Darum verzichtete der Rotweiß-präsident auf die Fahrt nach Wiesbaden, wo die Erfurter Mannschaft am Abend Teil eins ihrer Drittliga-abschiedstournee absolvierte.
Das Team verkaufte sich beim 2:4 (1:3) bei Wehen Wiesbaden teuer. Nach nur sechs Minuten hatte Biankadi für die Führung gesorgt.vom frühen Schock erholte sich der Favorit allerdings schnell und egalisierte durch Torjäger Schäffler. Die Erfurter Defensive unterschätzte die Situation, er verwertete den Ball mit der Brust und traf (10.).
Zwar besaß Rot-weiß in der Folge noch zwei gute Chancen, doch übernahmen die Gastgeber die Kontrolle. Die umgebaute Deckung mit Kraulich und Debütant Chantzopoulos sah in einigen Situationen unglücklich aus. So auch beim 1:2, als Kraulich den Ball verlor und der Konter wieder Schäffler ins Spiel brachte. Dieser traf aus elf Metern zum 2:1 (19.). Kurz darauf war noch der Ex-erfurter Brandstetter aus Nahdistanz zur Stelle und erzielte das 3:1 (22.).
Im zweiten Durchgang keimte Hoffnung auf, als Lauberbach verkürzte (68.). Zu mehr reichte es aber nicht. Kurz vor Schluss band Andrist den Sack zu (89.).
Doch das sportliche Kräftemessen war aufgrund der vorangegangenen Ereignisse ohnehin zweitrangig. Dem Insolvenzantrag des Präsidiums am Dienstagabend war der geschlossene Rücktritt des Aufsichtsrates und massive Kritik an Nowag gefolgt – vonseiten des Kontrollorgans, Sponsoren und Gläubigern. Sie bemängelten allesamt, über den Schritt nicht informiert gewesen zu sein und warfen dem Vereinschef Alleingänge vor.
Dieser wiederum hatte mit Unverständnis auf den Rückzug des Aufsichtsrates reagiert. In einer Erklärung auf der Internetseite des FC Rot-weiß heißt es, dem Präsidium fehle dafür ein nachvollziehbarer Grund. Selbst bei unterschiedlichen Auffassungen müsse das Wohl des Vereins über allem stehen. Der Rücktritt bringe jedoch nur weitere Unsicherheit und Unruhe für den ohnehin in einer existenziellen Krise steckenden Fußballclub.
Doch dazu hätte vor allem Nowag selbst beigetragen, ist auch die Meinung der Vertreter des „Autohauses König“. Der Clubhauptsponsor fühlte sich durch Nowags eigenmächtig durchgeführten Insolvenzantrag hinterund übergangen.
Nicht ohne Folgen: Die ohnehin frostige Beziehung zu dem Präsidenten kühlte weiter ab – nun herrscht Eiszeit. Kein Wort, so war vom Hauptsponsor gestern zu vernehmen, wolle man mehr mit Nowag sprechen. Roman Kerber, Finanzvorstand des Autohauses, bestätigte jedoch, dass man sich nicht aus der Verantwortung stehlen wolle. „Wir stehen auch in Zukunft zur Verfügung und werden unsere Pflichten erfüllen“, sagte er.
Ganz ohne „Aber“ging diese Bestätigung jedoch nicht. Der Disput mit Nowag sei so groß, dass man momentan keine Zahlungen erfüllen wolle, bis der Verein endlich wieder in ruhigere Gewässer kommt. Heißt übersetzt: So lange Nowag das Präsidentenamt bekleidet, wird es keine Gelder aus Berlin geben.
Das wäre ein Schlag für den finanziell am Abgrund stehenden Verein, zumal das Autohaus bereits mit Geldern, die erst für die kommende Saison vorgesehen waren, unterstützt hat. Mehr als 180 000 Euro sollen schon geflossen sein. Nur dadurch seien die Dfb-auflagen im Nachlizenzierungsverfahren für diese Saison zu erfüllen gewesen.