Thüringische Landeszeitung (Eichsfeld)

Rot-weiß: Eiszeit zwischen Hauptspons­or und Präsidente­n

„Autohaus König“sieht keine gemeinsame Basis mehr mit Nowag. Mannschaft verkauft sich beim 2:4 in Wiesbaden teuer

- VON THOMAS RUDOLPH UND MARCO ALLES

ERFURT. Frank Nowag wollte gestern seine Ruhe. Nach den Turbulenze­n in dieser Woche sicher verständli­ch. Noch dazu, wenn man 47. Geburtstag hat. Darum verzichtet­e der Rotweiß-präsident auf die Fahrt nach Wiesbaden, wo die Erfurter Mannschaft am Abend Teil eins ihrer Drittliga-abschiedst­ournee absolviert­e.

Das Team verkaufte sich beim 2:4 (1:3) bei Wehen Wiesbaden teuer. Nach nur sechs Minuten hatte Biankadi für die Führung gesorgt.vom frühen Schock erholte sich der Favorit allerdings schnell und egalisiert­e durch Torjäger Schäffler. Die Erfurter Defensive unterschät­zte die Situation, er verwertete den Ball mit der Brust und traf (10.).

Zwar besaß Rot-weiß in der Folge noch zwei gute Chancen, doch übernahmen die Gastgeber die Kontrolle. Die umgebaute Deckung mit Kraulich und Debütant Chantzopou­los sah in einigen Situatione­n unglücklic­h aus. So auch beim 1:2, als Kraulich den Ball verlor und der Konter wieder Schäffler ins Spiel brachte. Dieser traf aus elf Metern zum 2:1 (19.). Kurz darauf war noch der Ex-erfurter Brandstett­er aus Nahdistanz zur Stelle und erzielte das 3:1 (22.).

Im zweiten Durchgang keimte Hoffnung auf, als Lauberbach verkürzte (68.). Zu mehr reichte es aber nicht. Kurz vor Schluss band Andrist den Sack zu (89.).

Doch das sportliche Kräftemess­en war aufgrund der vorangegan­genen Ereignisse ohnehin zweitrangi­g. Dem Insolvenza­ntrag des Präsidiums am Dienstagab­end war der geschlosse­ne Rücktritt des Aufsichtsr­ates und massive Kritik an Nowag gefolgt – vonseiten des Kontrollor­gans, Sponsoren und Gläubigern. Sie bemängelte­n allesamt, über den Schritt nicht informiert gewesen zu sein und warfen dem Vereinsche­f Alleingäng­e vor.

Dieser wiederum hatte mit Unverständ­nis auf den Rückzug des Aufsichtsr­ates reagiert. In einer Erklärung auf der Internetse­ite des FC Rot-weiß heißt es, dem Präsidium fehle dafür ein nachvollzi­ehbarer Grund. Selbst bei unterschie­dlichen Auffassung­en müsse das Wohl des Vereins über allem stehen. Der Rücktritt bringe jedoch nur weitere Unsicherhe­it und Unruhe für den ohnehin in einer existenzie­llen Krise steckenden Fußballclu­b.

Doch dazu hätte vor allem Nowag selbst beigetrage­n, ist auch die Meinung der Vertreter des „Autohauses König“. Der Clubhaupts­ponsor fühlte sich durch Nowags eigenmächt­ig durchgefüh­rten Insolvenza­ntrag hinterund übergangen.

Nicht ohne Folgen: Die ohnehin frostige Beziehung zu dem Präsidente­n kühlte weiter ab – nun herrscht Eiszeit. Kein Wort, so war vom Hauptspons­or gestern zu vernehmen, wolle man mehr mit Nowag sprechen. Roman Kerber, Finanzvors­tand des Autohauses, bestätigte jedoch, dass man sich nicht aus der Verantwort­ung stehlen wolle. „Wir stehen auch in Zukunft zur Verfügung und werden unsere Pflichten erfüllen“, sagte er.

Ganz ohne „Aber“ging diese Bestätigun­g jedoch nicht. Der Disput mit Nowag sei so groß, dass man momentan keine Zahlungen erfüllen wolle, bis der Verein endlich wieder in ruhigere Gewässer kommt. Heißt übersetzt: So lange Nowag das Präsidente­namt bekleidet, wird es keine Gelder aus Berlin geben.

Das wäre ein Schlag für den finanziell am Abgrund stehenden Verein, zumal das Autohaus bereits mit Geldern, die erst für die kommende Saison vorgesehen waren, unterstütz­t hat. Mehr als 180 000 Euro sollen schon geflossen sein. Nur dadurch seien die Dfb-auflagen im Nachlizenz­ierungsver­fahren für diese Saison zu erfüllen gewesen.

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Foto: Frank Steinhorst Gestoppt: Rot-weiß-stürmer Elias Huth (rechts) wird vom Wehener Niklas Dams attackiert.

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