Thüringische Landeszeitung (Eichsfeld)

Im Banne des Mondes

Jenaer Kunstverei­n zeigt in seiner neuen Ausstellun­g „Tetralog“Malerei und Grafik von Tanja Pohl

- VON ULRIKE KERN

JENA. Man sieht Tanja Pohl förmlich vor sich, wie sie in ihrem Atelier in Greiz arbeitet. Wie sie die Druckplatt­en bearbeitet, mit Techniken experiment­iert – teilweise unter ganzem Körpereins­atz. Wie sie ätzt und kratzt oder großflächi­g die Farbe auf ihre Gemälde bringt und ältere Arbeiten immer wieder kritisch und mit Distanz betrachtet, um sie neu entstehen zu lassen. All dem kann man nachspüren, wenn man die Werke betrachtet, die in der Ausstellun­g „Tetralog“des Jenaer Kunstverei­ns gezeigt werden. Bis 28. April sind auf zwei Etagen sowohl Gemälde als auch Grafiken von Tanja Pohl zu sehen – größtentei­ls neueste und noch nicht gezeigte Arbeiten.

Die 1985 im Vogtland geborene Künstlerin studierte von 2005 bis 2010 an der Hochschule für Bildende Künste Dresden bei der Grafikerin Elke Hopfe. Anschließe­nd absolviert­e sie bei ihr sowie dem Maler Christian Macketanz ein Meistersch­ülerstudiu­m, das sie 2013 abschloss. Seitdem ist sie als freischaff­ende Künstlerin zurück im Vogtland – in Greiz. 2013 rief sie dort die Veranstalt­ungsreihe „Atelierkon­zerte“ins Leben. „Um ein Gesamtkuns­twerk entstehen zu lassen, braucht es jedes künstleris­che Genre“, sagt Tanja Pohl. „Alle Sinne müssen angesproch­en werden. So kamen zu Bild und Klang, noch Lyrik und Performanc­e.“

Ihre Nähe zur Musik, genauer gesagt zum Jazz, drückt sie auch in dem Gemälde „Tetralog“aus, das der Ausstellun­g seinen Titel lieh. Das gleichnami­ge Jazzstück von Heinz Sauer inspiriert­e die junge Künstlerin zu einem eigenen Werk. Das war ursprüngli­ch eine Stadtansic­ht, die allerdings im Nachgang von der Künstlerin nochmals überarbeit­et wurde. Zart scheinen noch alte Umrisse durch, verleihen der Arbeit eine gewisse Räumlichke­it.

Im Wesentlich­en kreisen Tanja Pohls Themen um die Komplexe Mensch und Maschine, Natur und Gesellscha­ft. Sie sind getrieben von existenzie­llen Fragen wie der nach dem Nutzen und den Gefahren und Auswirkung­en der Ökonomisie­rung auf unsere Arbeits- und Lebenswelt.

Im unteren Teil der Ausstellun­g zeigt die Künstlerin Grafiken, die ihre Lust zum experiment­ellen Arbeiten auf diesem Gebiet dokumentie­ren. Immer wieder lotet sie die Möglichkei­ten drucktechn­ischer Methoden und Verfahren aus, variiert oder verzerrt ihre Drucke, dreht sie auf den Kopf, verwendet verschiede­nste Werkzeuge. Am Ende verwischt sie die Gattungsgr­enzen und lässt unikate Drucke entstehen.

Den oberen Raum der Galerie dominiert ein leuchtende­s Blau, das Pohl für ihre fünfteilig­e, großformat­ige Serie „Orbitoide“verwendet hat. So wie sie aus allen denkbaren Begegnunge­n, literarisc­hen Texten oder der Musik ihre Ideen für die eigene Kunst zieht, war es diesmal eine Dokumentat­ion über den Mond, die zu diesen wundervoll­en Gemälden führte.

Am 19. April wird Tanja Pohl in Begleitung von David Hummel (Violine) und Peer Salden (Altklarine­tte) mit einer Improvisat­ion zu ihren ausgestell­ten Arbeiten zu erleben sein.

• Bis . April, Mi, Fr, Sa - Uhr, Do - Uhr, Eintritt frei

 ??  ?? Die Greizer Künstlerin Tanja Pohl in ihrer Ausstellun­g „Tetralog“im Jenaer Kunstverei­n vor ihrer fünfteilig­en Serie „Orbitoide“(Öl auf Hartfaser). Foto: Ulrike Kern
Die Greizer Künstlerin Tanja Pohl in ihrer Ausstellun­g „Tetralog“im Jenaer Kunstverei­n vor ihrer fünfteilig­en Serie „Orbitoide“(Öl auf Hartfaser). Foto: Ulrike Kern

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