Der Erfolg und die Folgen
Dirk Pille hofft, dass die Leichtathletik richtige Schlüsse zieht
Ja, ich habe auch gejubelt. Denn ich liebe Sport – vor allem die vielfältige Leichtathletik. Die begeisterte die Menschen eine Woche lang mit Erfolgen. Die müssen nun richtig eingeordnet werden, denn Deutschlands Leichtathletik bewegte sich sich in diesem Sommer quasi zwischen Himmel und Hölle.
Zahlen lügen nicht. Zwei Wmmedaillen, 16 Em-plaketten. Das ist der zählbare Unterschied zwischen Weltspitze und Europa-klasse. Und noch brutaler: Einzig Mihambos Silberleistung von München hätte auch in Eugene zu einer Medaille gereicht. Nicht Webers Goldwurf, nicht das Staffel-stakkato der Sprinterinnen, nicht Klosterhalfens Sturmlauf über 5000 Meter.
Auch der Medaillenspiegel vergangener Jahre macht klar. So überragend war München 2022 nicht. In Berlin 2018 gab es 19 Medaillen, eine goldene weniger, weil es keine Marathon-teamwertung gab. Auch vor zwanzig Jahren 2002 in München holten die Deutschen 19 Plaketten. Allerdings damals nur zwei Goldene durch 400-m-läufer Schultz und die 400-m-staffel um Grit Breuer – übrigens mit der Erfurterin Nancy Kette im Vorlauf.
Die vier Thüringer Starter schafften diesmal keine Medaille. Hilbert guter Fünfter, Wagner im Rahmen seiner Möglichkeiten, Junghannß und Röhler außer Form.
Das Jahr mit der doppelten Titeljagd hat den Blick geweitet. Der Verband braucht verbesserte Konzepte, die Weltklasse produzieren. Aber auch die Athleten müssen mehr tun, um Erfolg zu haben. Achtung, Achtung: 2023 ist wieder ein Wm-jahr.