Thüringer Allgemeine (Weimar)

Offene Höfe und Herzen

Taubach holt mit viel Charme erstmals ausgefalle­ne Idee aus dem Jubiläumsj­ahr 2020 nach

- Susanne Seide

Taubach. Eine gelungene Premiere erlebte am Wochenende der erste Tag der offenen Höfe und Gärten in Taubach. Überall im Ortsteil fielen Fußgänger mit Flyern auf, die zwischen den insgesamt zwölf Stationen unterwegs waren und dort herzlich empfangen wurden.

Eigentlich war die Premiere 2020 zur großen 900-Jahr-feier geplant, die bekanntlic­h größtentei­ls pandemiebe­dingt ins Wasser fiel. Auch als Taubach viele Programmpu­nkte 2021 nachgeholt hat, gehörte der Tag der offenen Höfe und Gärten nicht dazu. Zu groß war die Skepsis, unbekannte Menschen zu sich einzuladen. Im Frühjahr dieses Jahres dann, kam die Idee wieder in die Erinnerung des Ortschafts­rates, berichtete rückblicke­nd Ortsteilbü­rgermeiste­r Thoralf Canis, der dieses Amt trotz seiner Spd-zugehörigk­eit ausdrückli­ch als Einzelbewe­rber erfolgreic­h errungen hat.

An Ortsteilra­t Jan Müller war es dann, die Taubacher anzusprech­en, die 2020 bei der Aktion mitmachen wollten. Und 13 hatten dazu Lust. Angefangen von Rainer Hoffmann in der Straße An der Schatzgrub­e quer durch den Ortsteil bis hin zum Kleingarte­n von Thoralf Canis am obersten Ende der Umpfersted­ter Straße in der Anlage „An der Lehmgrube“konnten vor allem Taubacher mal einen neugierige­n Blick in Nachbars Höfe und Gärten werfen.

Bewusst war die Premiere im Vorfeld nicht über Taubach hinaus publik gemacht worden. Dennoch fanden sich auch Interessie­rte unter anderem aus Umpfersted­t und Niedergrun­stedt

ein. „Die Taubacher Gärten sind immer in Schuss“, sagte Thoralf Canis lachend auf die Frage, ob er in der Woche vor der Premiere beobachtet habe, ob überall in den beteiligte­n Gärten und Höfen Extraschic­hten an den Beeten und mehr eingelegt worden waren. Dazu hatten sich die Besitzer auch Aktionen einfallen lassen – mal gab es einen Flohmarkt, mal Kaffee und Kuchen oder Honig vom Imker in der Anlage „An der Lehmgrube“.

Im Mitmach-garten am Vereinshau­s konnten Besucher neben dem Honig auch die erstmals geernteten Kartoffeln kaufen oder Samen, die die Hobby-gärtner gesammelt hatten. Weil es für das gemeinsame Gärtnern Interesse gab, hatte der

Ortsteilra­t die Stadt darum gebeten, ihre Parzelle am Vereinshau­s dafür nutzen zu dürfen.

Im ersten Erntejahr kann schon etliches abgepflück­t werden

Im Herbst 2020 wurde der Mitmach-garten hergericht­et, im Frühjahr ging der Pflug durch und seit dem 8. Mai treffen sich die Helfer immer mittwochs um 16.30 Uhr, um den Garten in Schuss zu halten. Erdbeeren konnten sie bereits ernten, ebenso Tomaten und eine frühe Kartoffel-sorte, berichtete Thoralf Canis, die Lese der späteren Kartoffeln steht im ersten Erntejahr noch auf dem Programm.

Besucher empfingen freundlich und den Durst stillend auch Bärbel und Bernd Seyfarth am unteren Ende der Umpfersted­ter Straße. Sie hatten ihren großen Hof samt Garten unter anderem mit uralter Unterwäsch­e geschmückt, die an einer Wäschelein­e im Wind wedelte. Ein besonderer Hingucker bei ihnen ist ein Normag-traktor aus dem Baujahr 1941. Er stammt aus der großen Sammlung von Volker Kämpfe aus Possendorf. Über dessen Enkel Benjamin Lust, der in Seyfarths Familie eingeheira­tet hat, wechselte der Oldtimer letztlich von Ortsteil zu Ortsteil.

 ?? SUSANNE SEIDE ?? Bernd und Bärbel Seyfarth (im Hintergrun­d vorne) präsentier­ten mit Urenkel Finn und dessen Papa Benjamin Lust einen Normag-traktor NG 22 aus dem Baujahr 1941.
SUSANNE SEIDE Bernd und Bärbel Seyfarth (im Hintergrun­d vorne) präsentier­ten mit Urenkel Finn und dessen Papa Benjamin Lust einen Normag-traktor NG 22 aus dem Baujahr 1941.

Newspapers in German

Newspapers from Germany