Ein warmer, strahlender Klarinetten-ton
Jazz-musiker Rolf Kühn gestorben
Köln/berlin. Er hat mit Benny Goodman, John Coltrane und Chick Corea gespielt: Rolf Kühn trat mit den Größen des Jazz auf und war selbst doch ein eher stiller Star. Nun ist der Klarinettist im Alter von 92 Jahren in Berlin gestorben.
Als Sohn eines Akrobaten wurde Kühn am 29. September 1929 in Köln geboren und wuchs in Leipzig auf. Eigentlich wollte er in die Fußstapfen des Vaters treten und trainierte als Kind jeden Tag. Um die akrobatischen Nummern aufzulockern, brachte sein Vater ihm verschiedene Instrumente mit. Bei der Klarinette war es „Liebe auf’s erste Hören“, wie er einmal sagte.
Den Musikunterricht musste er heimlich nehmen: Seine Mutter war Jüdin, ihr Tabakladen wurde in der Pogromnacht von 1938 zerstört. Rolf Kühn durfte nicht ans Konservatorium.
Während seiner klassischen Ausbildung war es eine Benny-goodman-platte, die ihn für den Jazz begeisterte. Als 17-Jähriger erhielt er sein erstes Engagement, 1950 begann er eine Karriere beim Riastanzorchester in Berlin. Schon als junger Künstler entwickelte er einen warmen, strahlenden Ton, den Kritiker als unverwechselbar beschrieben. Von Berlin aus zog es ihn 1956 nach New York. Dort stellte ihn der Pianist Friedrich Gulda – ein Bekannter aus Berlin – dem Produzenten John Hammond vor, der schon mit Benny Goodman, Count Basie und Billie Holiday gearbeitet hatte. Hammond ermöglichte dem Deutschen seine erste Platte und ließ ihn mit einem neu gegründeten Quartett die Ostküste entlang bis in die Südstaaten touren. 1962 ging es zurück nach Deutschland, wo Kühn Leiter des Ndr-fernsehorchesters wurde. Insgesamt drei Mal wurde Rolf Kühn beim europäischen Jazz-wettbewerb zum besten Klarinettisten gekürt. dpa
Rolf Kühn, gefeierter Jazzmusiker und Komponist.