„Ich wollte mich nützlich machen“
Vor dem Krieg geflüchtete Ukrainerin findet bei Ibutec in Weimar einen Job
Weimar. Oksana Lozinska ist inzwischen hier in Thüringen angekommen. Am 7. März diesen Jahres flüchtete die junge Frau aus Kiew mit ihrer Mutter, ihrer Schwester und ihrer Tochter nach dem russischen Überfall auf ihre Heimat nach Deutschland.
Allerdings führten die Wege ihrer Familie – im Unterschied zu Landsleuten – hier nicht in die Metropolen wie Berlin, München oder Hamburg –, sondern nach Thüringen. „Es begann im Jahr 2001, da kam ich mit einer Gruppe von Kindern aus Tschernobyl nach Bad Sulza“, erinnert sich Oksana Lozinska. Dort sei man sehr freundlich aufgenommen worden. Zu einer Familie habe sich daraus dann eine Freundschaft entwickelt die über die Jahre anhielt, berichtet sie.
Eine Wohnungssuche war gar nicht erst nötig
Als die Familie sich nach Kriegsbeginn in der Ukraine meldete, sei Lozinska sofort Hilfe angeboten worden. „Man hat uns eine Wohnung besorgt, die wir nutzen können, so lange wir es möchten“, schildert die 44-Jährige ihre Erlebnisse nach der Flucht und der Ankunft in Thüringen. Viele hätten ihre Hilfe und Unterstützung angeboten.
„Ich wollte nicht die Hände in den Schoß legen und warten, wie es weitergeht, sondern mich nützlich machen in der Wahlheimat und bin zur Agentur für Arbeit gegangen. Dort habe mir drei Jobangebote geben lassen“, so Lozinska. Natürlich habe sie sich zunächst alles angesehen und abgewogen. Am Ende fiel ihre Entscheidung für die Firma
Ibutec in Weimar. Dafür hat sie selbst ein Stellenangebot in Bad Sulza ausgeschlagen und nimmt tägliche Fahrten mit Bus und Bahn von mehr als zwei Stunden in Kauf. „Ich fühle mich hier sehr wohl. Die Atmosphäre im Team stimmt. Ich bin von den Chefs und Kollegen gut aufgenommen worden“, sieht sich die Ukrainerin in ihrer Entscheidung bestätigt. Die Firma engagiere sich sehr für ihre Beschäftigten, verweist sie auf das kostenlose Essen, auf Früchte für die Mitarbeiter, Zuschüsse zu Brillen oder Zahnersatz und eine monatliche Gutscheinkarte, die jeder Mitarbeiter erhält.
Perfekte Deutschkenntnisse überraschen den Firmenchef
„Wir nutzen die Möglichkeit, den Beschäftigten steuerfreie Zuwendungen in der maximal zulässigen Höhe von 50 Euro zu gewähren, die sie als Gutschein für ihren Einkauf im Supermarkt oder in der Drogerie nutzen können“, bestätigt Firmenvorstand Jörg Leinenbach. Er erinnert sich noch gut an das Vorstellungsgespräch von Frau Lozinska. „Wir waren alle überrascht, dass sie perfekt deutsch spricht“, so Leinenbach. Der Grund dafür war schnell gefunden, sie arbeitete in ihrer Heimat als Dolmetscherin.
Begeistert habe Oksana Lozinska im ersten Kennenlerngespräch mit ihrer agilen Art und ihrer Zielstrebigkeit, erläutert der Firmenchef. Zudem habe sie sich schon in der Heimat beruflich breit aufgestellt und auch als Geschäftsführerin in einem Handwerksbetrieb gearbeitet. Deshalb habe man Frau Lozinska inzwischen fest und unbefristet eingestellt. Sie soll in den nächsten Monaten die verschiedenen Abteilungen im Unternehmen durchlaufen, damit beide Seiten herausfinden, was am besten passt. Dann werde man gezielt qualifizieren.
Sie könne sich vorstellen, lange in der Firma zu arbeiten, versichert Oksana Lozinska, und eventuell sogar den Führerschein zu machen.