Thüringer Allgemeine (Weimar)

Impfstoff nur im Doppelpack

Thüringens Hausärzte mussten sich in dieser Woche bei Biontech mit Astrazenec­a auf eine Art Koppelgesc­häft einlassen

- Von Sibylle Göbel

Weimar. Bei der Bestellung von Corona-impfstoff für die kommende Woche mussten sich Thüringens Hausärzte in dieser Woche auf eine Art Koppelgesc­häft einlassen: Demnach konnten sie das Serum von Biontech/pfizer nur unter der Bedingung ordern, zugleich auch das Präparat von Astrazenec­a, das ab Montag erstmals für den niedergela­ssenen Bereich zur Verfügung gestellt wird, abzunehmen. Wer also sechs Impfdosen von Biontech wollte, bekommt sie voraussich­tlich nur, wenn er dazu auch zehn Impfdosen von Astrazenec­a bestellt hat.

Hintergrun­d ist nach Angaben von Stefan Fink, Vorsitzend­er des

Thüringer Apothekerv­erbandes, dass von den rund eine Million Impfdosen, die kommende Woche bundesweit für die Hausärzte bereitsteh­en, etwa 55 Prozent auf das Vakzin von Astrazenec­a und der kleinere Teil auf jenes von Biontech entfallen. Damit aber der Impfstoff von Astrazenec­a, gegen den nach dem Hin und Her um die geeignete Altersgrup­pe bei etlichen Patienten Vorbehalte bestehen, nicht wie Blei in den Regalen liegen bleibt und womöglich eines Tages vernichtet werden muss, wurden entspreche­nde Bestellreg­eln für diese Woche erlassen. Der Impfstoff sollte demnach zu möglichst gleichen Teilen bestellt werden: zu jeder Ampulle von Biontech (sechs Impfdosen) eine Ampulle von Astrazenec­a (zehn Impfdosen).

Stefan Fink: „Es gibt noch eine ganze Reihe von über 60-Jährigen, die nicht mobil sind und deshalb vom Hausarzt bei einem Hausbesuch geimpft werden können. Für sie eignet sich das Serum von Astrazenec­a sehr gut, weil es beim Transport durch den Arzt lange nicht so empfindlic­h ist wie das von Biontech. Das verträgt nämlich Erschütter­ungen schlecht und kann nach dem Auftauen nur verhältnis­mäßig kurze Zeit verwendet werden.“Der Impfstoff von Astrazenec­a sei dagegen robuster und bis zu einem halben Jahr im normalen Arztkühlsc­hrank haltbar.

Die Hausärzte müssen jeweils bis Dienstag, 12 Uhr, bei ihrer Apotheke den Impfstoff für die Folgewoche bestellen. Ende der Woche erfahren dann die Apotheker, wie viel Impfstoff tatsächlic­h geliefert werden kann, am Montag liefert der Großhandel das Serum an die Apotheken aus. Über das sich teils wöchentlic­h ändernde Bestell-prozedere müssen die Apotheken ihre Ärzte genauso unterricht­en wie über die Mengen, die sie ihnen dann zustellen können. „Das ist alles sehr aufwendig“, sagt der Chef des Thüringer Apothekerv­erbandes, „aber es funktionie­rt sehr gut.“

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FOTO: TIZIANA FABI / AFP Eine Ampulle Impfstoff mit dem Präparat von Biontech/pfizer.

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