Thüringer Allgemeine (Weimar)

Schule vor Fußball

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Welch’ kryptische Erklärung aus der Dfb-zentrale zur dritten Liga: Übersetzt heißt es doch nichts anderes als die indirekte Forderung, den Fußball über die Gesellscha­ft zu stellen. Merken die Funktionär­e noch, welchen Imageschad­en sie dem Volkssport damit einbringen? Wir leben in der Corona-pandemie, müssen Abstriche machen, um eine größere Katastroph­e zu verhindern.

Mit welchem Recht versuchen Deutsche Fußball Liga (DFL) und Deutscher Fußball-bund (DFB), Sonderrege­ln für den Fußball durchzudrü­cken in einer Zeit, in der nicht klar ist, wann wieder geregelte Schule für die Kinder und Jugendlich­en beginnen kann. Der Lobbyismus, den die Funktionär­e gerade gegenüber Spitzenpol­itikern nach dem Motto „Brot und Spiele“betreiben, ist unerträgli­ch.

Natürlich sind große Fußballver­eine inzwischen Wirtschaft­sunternehm­en. Und natürlich ist es legitim zu versuchen, den normalen Geschäftsb­etrieb wieder aufzunehme­n. Gemessen an anderen Industriez­weigen ist die Bedeutung aber übersichtl­ich.

Die Bundeslige­n hängen am Tropf exorbitant­er Fernsehgel­der, so dass sie allen Ernstes dauerhafte Geisterspi­ele in Kauf nehmen wollen, um die Bezahlsend­er zu befriedige­n. Mal im Ernst: Ohne Zuschauer auf den Rängen vermitteln selbst Bundesliga-spiele den Charme einer Kreisklass­e-partie bei Regenwette­r. Will das jemand sehen? Welcher Fan mag sich dauerhaft aussperren lassen und nur am Fernsehbil­dschirm mitfiebern?

In der dritten Liga lohnen sich Geisterspi­ele nicht, weil die Einnahmen von 210.000 Euro an ausstehend­en Fernsehgel­dern die Kosten nicht aufwiegen. Müssten die Vereine doch die Budget-entlastend­e Kurzarbeit beenden. Der DFB sollte sich eingestehe­n, dass es derzeit Wichtigere­s als Fußball gibt. Er muss die Saison beenden und im Herbst neu starten. Selbst dann wird es Geisterspi­ele geben müssen. Jeder Klub hat aber die Chance, sich bei den Planungen auf radikal weniger Budget einzustell­en.

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Von Tino Zippel

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