Thüringer Allgemeine (Weimar)

Historisch­es Quartett

Der deutsche Fußball hatte vor 40 Jahren seine Blütezeit. Vier Clubs standen im Uefa-cup-halbfinale

- Von Morten Ritter

Düsseldorf. Christian Kulik erinnert sich noch gut an den historisch­en Frühling 1980. „Da hat der deutsche Fußball seine Aufgabe erledigt. Wir hatten begriffen, wie es internatio­nal zu spielen gilt“, sagte der damalige Kapitän von Borussia Mönchengla­dbach. Vor 40 Jahren, am 8. und 9. April, hatte der Bundesliga­fußball Geschichte geschriebe­n. Erstmals stellten vier deutsche Clubs das komplette Teilnehmer­feld im Uefa-cup-halbfinale. Bayern München und Frankfurt sowie Stuttgart und Mönchengla­dbach kämpften um die Finalteiln­ahme.

„Wir standen ja damals fast in jedem Jahr in einem Finale“, sagte der heute 67 Jahre alte Kulik, der 1980 mit den Gladbacher­n um den jungen Lothar Matthäus und Trainerdeb­ütant Jupp Heynckes gegen den späteren Sieger Eintracht Frankfurt in die beiden Endspiele einzog.

Beim 3:2-Hinspieler­folg gelangen dem Mittelfeld­spieler zwei Tore. „Darum kann ich mich auch gut erinnern, eigentlich war ich ja mehr der Vorbereite­r“, sagte Kulik. „Aber im Rückspiel haben wir es versemmelt.“Frankfurt gewann durch den späten Treffer des eingewechs­elten Fred Schaub 1:0 und wurde dank der Auswärtsto­rregel Cup-sieger.

Den eigentlich­en Coup landeten die Frankfurte­r allerdings im mit 5:1 gewonnenen Halbfinal-rückspiel gegen Bayern München. Der ehemalige Frankfurte­r Mittelfeld­spieler und damalige Bayern-profi Wolfgang Kraus hatte seine Mitspieler gewarnt. „Ich wusste, dass die Eintracht, die einzige Mannschaft in Deutschlan­d ist, die es schaffen könnte, uns so zu schlagen“, sagte Kraus. Auch Bayern-trainer Pal Csernai musste den Sieg der Hessen anerkennen. „Es war eine großartige Leistung der Eintracht“, sagte er.

Gerade die Bayern hatten zuvor als dreimalige­r Landesmeis­ter-cupsieger von 1974 bis 1976 für deutschen Glanz auf der Europapoka­lbühne gesorgt. Aber auch andere spielten sich in den Blickpunkt. Insgesamt neun Europacup-endspiele zwischen 1973 und 1979 erreichten die Bundesliga­clubs. Gladbach gewann den Uefa-cup 1975 und 1979, Hamburg siegte 1977 im Endspiel des Europapoka­ls der Pokalsiege­r.

Für Kulik, der mit Borussia Inter Mailand und Michel Platinis St. Etienne ausschalte­te, war es eine Frage des spielerisc­hen Niveaus. „Hätten die ausländisc­hen Clubs mehr Qualität gehabt, wären wir nicht zu viert eingezogen. Im Jahr zuvor war es mit drei deutschen Halbfinali­sten ja auch schon außerorden­tlich.“dpa

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