Ein Anfang zur Rettung der Uhrdaer Linden
Das Oval, auf dem im Herbst ein mittelalterlicher Münzenschatz gefunden wurde, soll ein Wanderziel werden
Vollradisroda. Der erste Schritt zur Rettung der „Uhrdaer Kopflinden“ist getan: Ende Februar befreite der Landschaftsarchitekt und Baumpfleger André Backhaus mit drei Helfern, zwei Hebebühnen und einem Rückepferd die Bäume auf dem Oval im Döbritscher Pfarrholz bei Vollradisroda von einem Großteil ihrer Austriebe. Mit dieser ersten Notsicherung bewahrte er die noch vorhandenen Bäume vor dem Auseinanderbrechen. Für 3 der 17 Bäume (16 Linden und eine Hainbuche) kam jede Hilfe zu spät, sie sind abgestorben und liegen als Totholz auf der Fläche. „Wir stehen aber erst am Anfang dessen, was zu tun ist“, sagt Revierförster Falko Resch. „Wenn es ein 100-Meter-lauf wäre, sind wir jetzt bei 15 Metern.“
Resch interessiert sich schon lange für dieses besondere Oval in seinem Revier, das offenbar von Menschen gezielt angelegt wurde und in dem er eine kulturhistorische Bedeutung vermutete. Lange Zeit stieß seine Suche nach Unterstützern auf wenig Resonanz. Dann aber rückte das Waldstück quasi über Nacht ins Licht der Öffentlichkeit: Die Jägerin Katjana Hesse aus Niedersynderstedt war eine der Ersten, die Resch helfen wollte. Als sie im November auf seine Bitte Löcher für Pfähle graben wollte, förderte sie ein Tongefäß mit mehreren hundert mittelalterlichen Münzen zu Tage, den „Uhrdaer Lindenschatz“. Der Jenaer Wissenschaftler Gottfried Jetschke hält einen Zusammenhang mit der nahen Wüstung Uhrda für denkbar: Das kleine Dorf wurde (wie viele andere im Weimarer Land) im Sächsischen Bruderkrieg von 1446 bis 1451 zerstört und danach von den Bewohnern aufgegeben. Die Münzen könnte damals jemand vergraben haben, um sie in Sicherheit zu bringen.
Die Linden selbst sind deutlich jünger, sie wurden vor rund 250 Jahren gepflanzt – damals lag das Oval, wie Jetschke anhand alter Karten herausfand, am Südrand des Waldes und könnte ein Rastplatz gewesen sein, mit weitem Blick übers Land. Durch Aufforstung wuchs der Wald später um das Oval herum.
Der Wald gehört der Evangelischen Kirche Mitteldeutschland. Deren Forst-referentin Susann Biehl ist sich mit Resch sowie allen weiteren Beteiligten einig darüber, was aus den „Uhrdaer Kopflinden“werden soll: ein Wanderziel, zu dem ein beschilderter Weg vom Parkplatz Vollradisroda durch den Wald heraufführt. Mit Bänken sowie mehreren Informationstafeln über den Ort und den hier gefundenen Schatz. „Hier könnten zum Beispiel Schulklassen beispielhaft nacherleben, was Wald kann. Wie er wächst, wie alt er wird“, so Resch.
Die nächsten Schritte auf dem Weg dorthin sind klar: Zunächst ist die Fläche von dem im Februar abgeschnittenen Kronenholz zu bereinigen. Danach wird Rindenmulch auf der Fläche verteilt, um ein schnelles Begrünen zu verhindern. Fünf Bäume brauchen nach Berechnungen des Sachverständigen Ralf Günther eine statische Sicherung. Die bekommen sie entweder über Haltebänder, die an anderen Bäumen oder mit Erdankern im Boden befestigt werden. Oder es werden Holzrahmen gebaut, wie man sie oft bei jungen Bäumchen entlang von Straßen sieht – nur eben entsprechend größer.
Für die drei toten Bäume sind Nachpflanzungen angedacht, die auch schon eine entsprechende Größe aufweisen müssen. Als letzter Schritt soll im Spätherbst ein Kronenschnitt folgen – dann kürzt André Backhaus die Triebe herunter, maximal 50 Zentimeter bis ein Meter verbleiben.
Rund 25.000 Euro, schätzt Resch, werde die Baumrettung kosten. Nachdem er vergeblich einen Weg gesucht hatte, irgendwoher Fördermittel dafür zu bekommen, ist inzwischen klar: Es geht nur über Spenden. Rund 10.000 Euro sind bereits eingesammelt. Nicht nur für Geld ist der Förster dankbar, sondern auch Helfer für freiwillige Arbeitseinsätze kann er jederzeit gebrauchen.
Informationen und Bankverbindung für Spenden gibt es über Telefon 0361 / 5 73 91 32 08 oder 0172 / 3 48 02 23.