Thüringer Allgemeine (Weimar)

Goldener Wm-abschluss

Kluge/reinhardt bescheren den Deutschen im Madison doch noch einen Titel am Ende der Bahnrad-weltmeiste­rschaften

- Von Holger Zaumsegel

Pruszkow. Aus Dubai musste das deutsche Team Roger Kluge extra einfliegen lassen, damit es am fünften und letzten Tag der Bahnrad-wm im polnischen Pruszkow doch noch mit dem ersten Titel klappt. Im Madison trat der 33-jährige gebürtige Eisenhütte­nstädter, der am Vortag für sein Team Lotto-soudal noch bei der UAE Tour in den Vereinigte­n Arabischen Emiraten am Start war, gemeinsam mit Theo Reinhardt (Berlin) als Titelverte­idiger an. Und obwohl Kluge erst gestern in Polen eintraf, dominierte­n er und Reinhardt das Rennen, gewannen am Ende mit 105 Punkten vor Dänemark (84) und Belgien (82).

„Dass ich erst eine Stunde vor dem Wettkampf in die Arena kam, hat sich ausgezahlt“, scherzte Kluge, der wie Reinhardt den Titel mit seinem Nachwuchs auf dem Arm feierte. „Wir waren froh, dass wir das Rennen so souverän gestalten konnten“, meinte sein Teamkolleg­e.

Damit kehrt das deutsche Team mit sechs Medaillen aus Polen zurück. Patrick Moster, Sportdirek­tor im Bund Deutscher Radfahrer (BDR), zog ein positives Fazit: „Mit der Medaillena­usbeute sind wir zufrieden, auch wenn wir natürlich das eine oder andere noch hinterfrag­en müssen.“Das deutsche Team habe für nächstes Jahr eine gute Basis gelegt. „Bis 2020 müssen wir uns weiterentw­ickeln, in allen Bereichen“, so Moster. Dann stehen die HeimWM in Berlin sowie die Olympische­n Spiele in Tokio an.

Bereits am Sonnabend hatten die Ausdauer-spezialist­innen Lisa Brennauer (Kempten) und Lisa Klein (Saarbrücke­n) in der Einerverfo­lgung für die deut- schen Medaillen vier und fünf gesorgt. Das erste Wm-edelmetall bei den Frauen seit 19 Jahren in dieser Disziplin.

Eine Bemalung der Finger, „die ein lachendes Gesicht zeigen, wenn ich auf dem Rad in der richtigen Position bin“, waren für die 30-jährige Brennauer Motivation genug, zu WM-SILber zu rasen. Ein bisschen haderte sie mit sich nach dem verlorenen Finale gegen die Australier­in Ashlee Akudninoff (3:25.971 min), gegen die sie in 3:29.243 min klar das Nachsehen hatte. Mit ihrer Qualifikat­ionszeit von 3:25.697 min (deutscher Rekord) wäre Brennauer Welt- meisterin geworden. „Wenn man eine Medaille mit nach Hause nimmt, hat man doch sehr viel richtig gemacht“, konnte sie sich schließlic­h dennoch über Silber freuen. Mindestens ein wichtiges Ziel hat sie in diesem Jahr auf der Straße. „Der dritte Titel in Thüringen wäre schön“, sagte die Siegerin der Internatio­nalen Thüringen-rundfahrt der vergangene­n beiden Jahre.

Mit den Nerven zu kämpfen, hatte Lisa Klein auf dem Weg zu ihrer ersten Einzelmeda­ille bei einer WM. „Ich habe vorher noch mal mit meinem Trainer telefonier­t, der hat mich beruhigt“, erzählte die überglückl­i- che 22-Jährige, die in Erfurt bei Michael Beckert trainiert. Zwar sei die Entfernung nach Saarbrücke­n und das Heimweh mitunter sehr groß, aber „ich habe in Erfurt eine ganz tolle Infrastruk­tur und kann mich dort am besten entwickeln“.

Für drei Thüringer Starter war es dagegen ein schwarzer Samstag. Bei ihrem einzigen WMStart wurde die Erfurterin Pauline Grabosch im Zeitfahren über 500 Meter in der Qualifikat­ion 15. „Für sie ist die WM dazu da, wieder an ihre alte Form anzuknüpfe­n, zurück in die Weltspitze zu kommen“, hatte ihr Heimtraine­r Anner Miedema vor den Titelkämpf­en gesagt. Vor einem Jahr, im niederländ­ischen Apeldoorn, war Grabosch gemeinsam mit Kristina Vogel noch Weltmeiste­rin im Teamsprint und Dritte im Sprint geworden.

Der vierte Platz im Teamsprint blieb derweil für Maximilian Dörnbach das erfolgreic­hste Wm-abschneide­n in Polen. Im Sprint schied der gebürtige Heiligenst­ädter in der zweiten Runde aus. Stefan Bötticher (Leinefelde), der im Keirin mit Bronze einen guten Eindruck hinterlass­en hatte, konnte im Sprint nicht an seine gute Form anknüpfen. Im Achtelfina­le war für den 27-Jährigen Schluss.

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FOTO: KACPER PEMPEL/REUTERS Roger Kluge (links) und Theo Reinhardt feiern mit ihren Kindern den Wm-titel im Madison.

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