Thüringer Allgemeine (Weimar)

Marathon-debatte beginnt: CDU hält Haushalt für riskant

Der Etat für 2018 und 2019 soll bis Donnerstag verabschie­det werden. Rot-rot-grün verweist auf Schuldenab­bau

- Von Elmar Otto

Erfurt. Es ist der Auftakt eines parlamenta­rischen Marathons, der gestern Nachmittag im Landtag stattfinde­t. Für die finale Debatte zum Haushalt 2018/2019 haben allein die fünf Fraktionen eine Gesamtrede­zeit von 10 Stunden, 34 Minuten und 40 Sekunden. Fraktionsl­osen Abgeordnet­en stehen je 20 Minuten zu. Sollten Mitglieder der Landesregi­erung ihre errechnete­n zwei Stunden und 40 Minuten überschrei­ten, erhöhen sich auch die Redeanteil­e der Abgeordnet­en dementspre­chend.

Deshalb ist klar, dass die Parlamenta­rier an diesem Tag nicht zum Abschluss kommen werden. Immerhin umfasst der Etat insgesamt 18 Einzelplän­e, darunter die der acht Ministerie­n und der Staatskanz­lei.

In diesem und dem kommenden Jahr wird die Landesregi­erung das Haushaltsv­olumen deutlich auf je rund 10,7 Milliarden Euro erhöhen. Eine historisch­e Marke. In den vergangene­n beiden Jahren lagen die Ausgaben noch zwischen 9,7 Milliarden und knapp 10,1 Milliarden Euro. Finanziere­n will Rot-rotgrün das mit steigenden Steuereinn­ahmen sowie einem Großteil der Rücklagen, die aus Überschüss­en der vergangene­n Jahre stammen.

Die mehr als 200 Korrekturv­orschläge der Koalitions­fraktionen belaufen sich dabei auf etwa 400 Millionen Euro. Zusätzlich­es Geld soll in Schulen, Investitio­nen und die Kommunen fließen. Die CDU hat 1200 Änderungsa­nträge, die AFD nach eigenen Angaben rund 400.

Finanzmini­sterin Heike Taubert (SPD) hält sich dabei vor allem zu Gute, dass die Regierung am Ende der Legislatur­periode weit über eine halbe Milliarde Euro an Schulden getilgt haben wird. Ein Novum im Freistaat. „Die Party ist zu Ende. Es wird klar Schiff gemacht“, sagt sie. Gleichwohl werde eine „angemessen­e Rücklage“zur Stabilisie­rung des Haushalts anlegt, die Sicherheit für Investitio­nen gewährleis­te.

Für den haushaltsp­olitischen Sprecher der Cdu-fraktion, Maik Kowalleck, handelt es sich bei dem rot-rot-grünen Zahlenwerk um „Geldgesche­nke nach Kassenlage“. Eine konjunktur­elle Eintrübung könne den Etat zum Einsturz bringen, warnt er. Das Kommunalpa­ket sei eine Hauruckakt­ion. „Die durch die Orientieru­ng an den Ist-ausgaben für das Haushaltsj­ahr 2016 gewonnenen Spielräume wollen wir nutzen, um unsere Zusagen aus der laufenden Wahlperiod­e zu finanziere­n“, kündigt Kowalleck an. Dazu gehörten 600 Stellen für Referendar­e und eine zusätzlich­e Ausbildung­shundertsc­haft für die Polizei.

Afd-fraktionsc­hef Björn Höcke sieht einen grundsätzl­ich falschen Haushaltsa­nsatz und kritisiert wie die Union den Griff in die Rücklagen, aus denen allein 2018 gut 466 Millionen Euro entnommen werden sollen.

Der Grünen-abgeordnet­e Olaf Müller widerspric­ht. „Mit dem Vorwurf, die Rücklage zu plündern, blendet man die finanzpoli­tische Wirklichke­it aus“, sagt er. Die Rücklage werde sogar aufgestock­t, wenn man das Niveau bei der Regierungs­übernahme zu Grunde lege.

Auch der Linke-parlamenta­rier Maik Huster sieht die Regierung auf dem richtigen Weg. „Wir bauen mit Augenmaß und Verstand alte Schulden ab“, ist er überzeugt. Rot-rot-grün sehe sich in der Pflicht, den weitaus größten Teil der Überschüss­e wieder in die Haushalte fließen zu lassen und den Menschen zukommen zu lassen.

Insbesonde­re das Bildungspa­ket mit Verbesseru­ngen für Schulen und Kindergärt­en stärke Bereiche, in denen der Schuh bislang gedrückt habe, sagt Spdfinanzp­olitiker Werner Pidde.

Mit der Verabschie­dung des Haushalts wird am späten Donnerstag­abend gerechnet.

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