Thüringer Allgemeine (Sondershausen)
Ort, an dem Herzen im „Trabi-Takt“schlagen
Knatternde Motoren, Benzingespräche und beste Laune zeichnen die achte Auflage des Großenehricher Ossitreffens aus
Susann Salzmann
Der Anblick von blitzendem Chrom und polierten Karosserien dominierte am Wochenende das Bild von Großenehrich. Liebhaber von zwei- und vierrädriger Technik pilgerten zum Sportplatz des Ortes. Kein Wunder, denn das achte Ossitreffen lud Schrauber und solche, die es werden wollten, zu einem Besuch ein.
Die Mitglieder der Kickstarterraudies Großenehrich (KRG) haben die Veranstaltung zu einer Institution entwickelt. Was klein begann, zieht immer weitere Kreise. Die Oldtimerbegeisterten kommen von weither. Da bildete die achte Auflage keine Ausnahme. „Wir haben sogar noch etwa ein Drittel mehr Fahrzeuge als in den vergangenen Jahren“, erzählte KRG-Mitglied und einstige Vorsitzende Rebecca Otte. Mit einem Lächeln und Kittelschürze aus Omas Schrank empfing sie die Besucher.
Rekord an historischen Fahrzeugen auf dem Platz
Insgesamt 28 Mitglieder zählt der Verein aktuell, erzählte sie. Allein neun davon sind in diesem Jahr neu dazu gestoßen. Schrauben und die Liebe zur Technik verbindet alle Generationen. Gleiches Interesse unterschiedliche Leute - beides unter einem Hut, in Großenehrich. Die Idee von einst, den Ortskern zu beleben, ist inzwischen Realität. Auf dem Platz standen Samstagnachmittag nach Ottes Schätzungen rund 400 Zweiräder und rund 150 Autos sowie Lkws. Für diesen Anblick haben sich die wochenlangen Vorarbeiten gelohnt. Kurz vor der Veranstaltung wurden beispielsweise 40 Tonnen Schotter zum Veranstaltungsort gebracht.
Auf jener Wiese traf man Familie Jakob aus Niederspier. Das Herz der Schrauber in der Familie schlägt im Trabi-Takt. Ein royal blauer Trabant 601, Baujahr 1990, steht dort. Er gehört dem 38-jährigen Tobias Jakob. Als er das Gefährt kaufte, fehlte sogar der Zündschlüssel. All das ist jetzt behoben „Ich hab ihn komplett bis zur letzten Schraube auseinander- und wieder zusammengebaut. Das hat sieben Jahre gedauert“, erzählte der Industriemechaniker. Zum dritten Mal kam er nun zum Ossitreffen.
Es wird nicht das letzte Mal für den Schrauber gewesen sein. „Mich begeistert die Technik“, begründete er. Auf dem Teilemarkt ergatterte er zwei Kotflügel, mit Rostflecken versehen. Die sollen aufgearbeitet werden, weil das royalblaue Gefährt in den Kotflügeln Risse habe.
Zum Ossitreffen präsentierte die Familie gleich das künftige Moped seines Sohnes Jannik. „Ich hatte noch einen Rahmen liegen“, erzählte er. Daraus sei nun eine Simson S51 entstanden. Den ganzen Winter habe er das Moped mit seinem Sohn aufgebaut, sagte er. Zum Ossitreffen
gabs dann auch die Möglichkeit, das Geschaffene einer breiten Öffentlichkeit zu zeigen. „Zuhause wartet auch schon das nächste Projekt“, lachte er. Ein Wartburg 353 gerät demnächst in seine Schrauberhände.
„Man trifft hier Leute, die die gleiche Macke haben“, freute sich Mühlhäuser André Thon. Er rollte mit einem Rettungswagen. Dabei handelte es sich um ein historisches Fahrzeug des Deutschen Roten Kreuzes. Der Barkas B1000, Baujahr 1990, ist ein originales Traditionsfahrzeug. Der Schriftzug „Schnelle Medizinische Hilfe“(SMH) war schon von weitem zu erkennen. „Die meisten wurden zu Wohnmobilen umgebaut“, zeigte er sich froh, dass sein Fahrzeug nicht dasselbe Schicksal ereilte. Original sei immer besser. Ein sogenannter SMH3 ist inzwischen eine Rarität.
Zwischen 1983 bis 1989 wurden nur rund 360 Fahrzeuge dieser Art hergestellt, erzählte er, bevor er wieder in einem Meer aus Simsons, MZ‘, Trabis, Barkas und mehr verschwand.