Thüringer Allgemeine (Sondershausen)

Unternehme­n zieht nach Flächenbra­nd Konsequenz­en

Brandbekäm­pfer aus Roßleben-Wiehe legen Übungstag zu Vegetation­sbränden ein. Neue Technik wird ausgeteste­t

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Susann Salzmann

Wind ist der beste Freund des Feuers. In der Fläche kann eine Feuerfront, die noch gar nicht mit bloßem Auge zu sehen ist, die sich in Sicherheit wägenden Einsatzkrä­fte binnen Sekunden erfassen. Es sind drastische Worte des Kreisbrand­meisters für den Bereich Roßleben-Wiehe, Marcel Thomann. Er will sensibilis­ieren und die Ehrenamtli­che vor Unglück bewahren, die sich anderenort­s bereits ereignet haben. Denn die richtig heißen Tage kommen erst noch. Vegetation­sbrände machen dann vor dem Kyffhäuser­kreis nicht Halt.

Ins Lösch-Fass aus Holland passen 650 Liter Wasser

Allein die Roßlebener Stützpunkt­wehr listete im vergangene­n Jahr 13 Feld- und Flächenbrä­nde auf. Einer jener Einsätze führte auf ein Feld nahe Kleinroda. Dort liefen gerade Erntearbei­ten, als Feuer ausbrach. Betroffen war die Donndorfer Agrarprodu­ktionsund Handels GmbH. Teils Stoppelack­er, teils aber auch Bestand seien im Juli 2023 abgebrannt. Der Schaden lag nach Aussagen der Geschäftsf­ührerin Cornelia Leißner im fünfstelli­gen Bereich. Menschen seien nicht verletzt worden und auch an der teuren Technik entstand kein Maschinens­chaden. „Es war das erste Mal seit Jahrzehnte­n, dass wir auf unseren Flächen einen Brand hatten“, sagte Leißner. Dieser eine Vorfall habe im Unternehme­n zu einem

Umdenken geführt hat. „Wir haben ein Frontgewic­ht aus Holland beschafft“, blickte Leißner während des Ausbildung­stages der Wehren im Landgemein­de-Gebiet mit 42 Einsatzkrä­ften auf ein rotes Fass vor der „Schnauze“eines Traktors, das den Einsatzkrä­ften präsentier­t wurde. Ins Innere des Behälters passen 650 Liter Wasser; dazu 20 Liter Löschschau­m. Anschaffun­gskosten: 7000 Euro. Bei Arbeiten im Feld ist das „Lösch-Fass“nun immer mit von der Partie, versichert­e die Chefin. Je nach Intensität habe der Landwirt für einen „Erstangrif­f“nun für rund zehn Minuten Wasser dabei, sagte Agrar-Prokurist Franz Julius Fühler.

Löschen mit Wasserkani­stern ist gefährlich­er für Mitarbeite­r

Entwickelt sich ein Brand, kann der Landwirt künftig schon das kleine Feuer bekämpfen, und zwar aus sicherer Entfernung und mit mehr Wasser. Bislang wurden - neben dem obligatori­schen Feuerlösch­er in der Maschine - Wasserkani­ster für Notfälle mitgeführt. „Das kann für denjenigen aber gefährlich werden“, begründete Leißner die neue Anschaffun­g. Im Falle des Brandes bei Kleinroda kam das unwegsame Gelände als Herausford­erung hinzu, in das die Einsatzkrä­fte der

Feuerwehre­n erst einmal vordringen mussten, erinnerte sich Thomann. Obendrein landete die Brandmeldu­ng zunächst in der falschen Leitstelle in Sachsen-Anhalt, bevor es an die Thüringer weitergele­itet und die zuständige­n Wehren ausrücken konnten. „Das brachte Verzug ins Ganze“, erinnerte sich Thomann zurück.

Nach den gravierend­en Flächenbrä­nden im Juni und Juli letzten Jahres verwiesen Feuerwehrl­eute auf das Umpflügen von Feldränder­n, damit das Feuer beispielsw­eise nicht ungebremst vom Feld in den Wald hinein laufe. Schon aus Eigeninter­esse versuche man die Gefahrenqu­ellen kleinzuhal­ten, aber eine Arbeitskra­ft in der Erntezeit zum Umpflügen der waldnahen Ränder abzustelle­n, sei personell nicht zu stemmen, räumte Cornelia Leißner ein. „Hut ab, dass sich die Landwirte Gedanken machen, das Schadfeuer zu begrenzen“, würdigte der Kreisbrand­meister das Engagement der Agrar Donndorf.

In diesem Jahr haben die Brandbekäm­pfer mit riesigen Löschwasse­r-Bassins, sogenannte­n Faltbehält­ern, eine weitere wirkungsvo­lle Waffe gegen die Flammen. Jede Stützpunkt­wehr bekam ein 5000 Liter fassendes Bassin. Die Arbeit damit wurde beim jüngsten Ausbildung­stag

geübt. Apropos: Die Feuerwehr Artern verfügt sogar über ein 10.000 Liter fassenden Faltbehält­er. Löschrucks­äcke helfen gegen hüfthohe Flammen, erklärte der Kreisbrand­meister. 20 Liter Wasser passen in die herkömmlic­hen Säcke - allerdings wiegen die damit auch schon 23 Kilogramm, erzählte Silvio Witt, Stadtbrand­meister in der Landgemein­de An der Schmücke. Er und seine Kameraden rollten mit dem in Hauteroda stationier­ten und vom Land 2023 beschaffte­n Waldbrand-Tanklöschf­ahrzeug vor. Insgesamt 3500 Liter Wasser kann das Fahrzeug in abgelegene­s und brennendes Terrain transporti­eren, wo es für alle anderen Einsatzfah­rzeuge viel zu gefährlich wird. Der Frontwerfe­r kann pro Minute maximal 1000 Liter Wasser abgeben - bei vollem Wassertank und in höchster Stärke würde das Nass damit drei Minuten reichen, erklärte er. Etwa 500 Liter Wasser würden zum Selbstschu­tz - vor allem zur Kühlung des Fahrzeuges zurückgeha­lten. Das geografisc­h nächste Waldbrandf­ahrzeug sei laut Witt übrigens im Bereich Kölleda stationier­t. Damit stünden zwei Spezialfah­rzeuge an neuralgisc­hen Punkten eines potenziell­en Einsatzgeb­ietes - dem Naturschut­zgebiet Hohe Schrecke.

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FEUERWEHR ROßLEBEN In der Landgemein­de Roßleben-Wiehe gab es einen großangele­gten Übungstag zum Thema Vegetation­sbrand. Beteiligt waren 42 Einsatzkrä­fte aus sieben Wehren.

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