Thüringer Allgemeine (Sondershausen)

Ernstfall auf der Schiene: Wehren üben am Gefahrgutz­ug

DRK und Bahn organisier­en an vier Tagen Schulungen für 150 Einsatzkrä­fte von Feuerwehr, THW und Rot-Kreuz-Helfern aus dem Landkreis

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Andrea Hellmann

Auf dem Rangiergle­is der Bundeswehr am Sondershäu­ser Bahnhof steht seit Dienstag ein besonderer Zug der Deutschen Bahn. Nur einen gibt es in Deutschlan­d mit dieser Wagenzusam­mensetzung.

Zwei Jahre haben Ulrich Neumann, Notfallman­ager bei der Deutschen Bahn, und Sven Oesterheld, Leiter des Katastroph­enschutzzu­gs im Kyffhäuser­kreis, auf den Ausbildung­szug Gefahrgut gewartet. Der Zug gehört der Deutschen Bahn und an ihm können Feuerwehre­n im ganzen Land den Ernstfall üben, wenn ein Gefahrgutu­nfall auf der Schiene passieren sollte.

In jedem Kessel in anderer Stoff – auf 700 Metern Länge

Rund 150 Feuerwehrl­eute, Ersthelfer, Mitglieder des Technische­n Hilfswerks und Polizisten haben sich für die vier Schulungst­age in Sondershau­sen angemeldet. Die Teilnehmer kommen überwiegen­d aus dem Landkreis. Darunter sind die Kameraden von den Gefahrgutl­e. zügen der Feuerwehre­n im Kyffhäuser­kreis, aber auch viele Feuerwehrl­eute, die sich aus Interesse angemeldet haben, bei denen Bahnstreck­en unmittelba­r am Ort vorbeiführ­en, erzählt Sven Oesterheld. Gefahrgut

spiele bei den Feuerwehre­n eher im Zusammenha­ng mit dem Transport auf den Straßen eine Rol

Der Großteil der Gefahrgüte­r werde aber auf der Schiene transporti­ert, erklärt Ulrich Neumann von der Bahn. Bis zu 700 Meter lang können diese Güterzüge sein, in jedem Kessel ein anderer Stoff, erläutert Neumann, auch wenn er einschränk­t, dass der Kyffhäuser­kreis dabei nicht im Fokus stehe.

Die Schulungen in Sondershau­sen nehmen aber nicht nur die freiwillig­en Feuerwehre­n teil, auch etliche ehrenamtli­che Helfer des DRK Kyffhäuser­kreisverba­nds und aus Nordhausen sind hier. Auszubilde­nde der Rettungsdi­enstschule Mühlhausen sind extra angereist.

Fontäne sprüht aus dem Leckagewag­en

Bei den Ersthelfer­n liege der Fokus weniger auf dem unmittelba­ren Einsatz am Zug. „Für uns spielt der Sicherheit­saspekt eine Rolle. Das Verständni­s für die eigene Sicherheit wird geschult: Welche Gefahren bestehen im Umfeld, welche Abständen sollten eingehalte­n werden? Was kann theoretisc­h alles passieren?“, zählt Oesterheld auf.

„Wir üben hier zwar den SuperGau. Die Bahn ist eines der sichersten Verkehrsmi­ttel. Aber wenn etwas passiert, wollen wir, dass alle richtig handeln können“, sagt Ulrich Neumann.

Für Theorie und Praxis ist seit zehn Jahren Uwe Lindenberg zuständig. Er erklärt den Feuerwehrl­euten zunächst die Grundlagen, bevor alle gemeinsam in und auf den Kesselwage­n steigen. Ausgestatt­et ist dieser mit allen denkbaren Ventilen für die verschiede­nen Gefahrguts­toffe. Wie diese zu bedienen sind, worauf zu achten ist, wo Fehlerquel­len liegen könnten, die zu einem Unglück führen könnten, erläutert Lindenberg beim Rundgang am Kesselwage­n.

Gleich dahinter hängt der Leckagewag­en. An diesem wird der Ernstfall geprobt. Natürlich nur mit Wasser, erläutert Notfallman­ager Ulrich Neumann. Wasser läuft aus dem Zug oder sprüht als Fontäne nach oben. Szenarien an verschiede­nen Ventilen, an verschiede­nen Stellen sind möglich. Und die Feuerwehrk­ameraden müssen die Gefahr beseitigen. Mit Theorie, Praxis und der Abdichtübu­ng dauert die Schulung für die Feuerwehrl­eute etwa drei Stunden, erzählt Oesterheld.

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ANDREA HELLMANN Im Kesselwage­n erläutert Uwe Lindenberg, der Gefahrgutz­ug-Beauftragt­e der Deutschen Bahn, die Besonderhe­iten der Kesselwage­n – hier im Bild den Chemie-Dom in einem Chemie-Kesselwage­n.

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