Thüringer Allgemeine (Sondershausen)
Freiwilligendienst gefährdet
EU-Zahlungen sinken. Weitere Finanzierung des Dienstes ist nach Einschätzung der Träger ungewiss
EU-Kommissionspräsident Jean-Claude Juncker erhält heute den Point-Alpha-Preis des Kuratoriums Deutsche Einheit. Die Preisübergabe findet am 66. Jahrestag des Volkstandes vom 17. Juni 1953 in der damaligen DDR statt. Point Alpha ist ein ehemaliger Stützpunkt der USA an der Grenze zwischen Thüringen und Hessen. Die Auszeichnung wird zum elften Mal verliehen. Thüringens Ministerpräsident Bodo Ramelow (Linke) würdigte im Vorfeld die Verdienste des Luxemburgers für Europa. „Es sind Menschen wie Jean-Claude Juncker, die das Zusammenwachsen der europäischen Nationen voranbringen und damit die friedensstiftende Wirkung unter den Völkern“, sagte Ramelow. Auch Deutschland habe Jean-Claude Juncker viel zu verdanken. (epd)
Die Träger von sozialen Diensten in Thüringen bangen um die Finanzierung von hunderten Stellen für Freiwilligendienste ab 2021. „Wir befürchten, dass aufgrund der anstehenden Kürzungen der Europamittel dies Auswirkungen auf die kommenden Jahre hat und freiwilliges gesellschaftliches Engagement – wie im Thüringenjahr – so nicht fortgeführt werden kann“, sagte ein Sprecher der Liga der freien Wohlfahrtspflege in Thüringen.
Über den Europäischen Sozialfonds (ESF) fließen seit 2014 bis Ende 2020 rund 500 Millionen Euro in den Freistaat. Wie ein Sprecher des Sozialministeriums sagte, gehe man davon aus, dass ab 2021 weniger Geld aus der Europäischen Union kommen werde. Entschieden ist dazu aber noch nichts.
Nach Angaben der Liga der freien Wohlfahrtspflege sind in der aktuellen Förderperiode des ESF in Thüringen jährlich etwa 900 Freiwilligenplätze durch die EU-Mittel sowie Landesgeld bezuschusst worden. Die Förderperiode läuft Ende 2020 aus. Sollten die EU-Mittel nicht durch andere Zahlungen an die Träger ausgeglichen werden, kämen auf die Einsatzstellen der Freiwilligen Mehrbelastungen zu. „Das wäre dann ein sehr großes Problem.“
Beim Thüringenjahr verpflichten sich Menschen im Alter bis 27 Jahren dazu, freiwillig in verschiedenen gesellschaftlichen Bereichen zu arbeiten. Besonders beliebt sind nach Angaben des Bildungsministeriums Einsätze in Kindertagesstätten sowie im Bereich des Sports und des Naturschutzes. Nach Angaben der Liga erhalten die Freiwilligen für ihren Dienst Taschengeld und Verpflegungsgeld in Höhe von 300 Euro monatlich.
Die Freiwilligen leisteten so wertvolle Arbeit, dass es dafür auch in Zukunft Landesgeld geben müsse, sagte beispielsweise die SPD-Sozialpolitikerin Diana Lehmann. Sie machte aber auch klar, dass die Stellen weiter auch aus einer anderen Finanzierungsquelle mitgespeist werden müssten. Deshalb forderte Lehmann für die Zukunft Bundesmittel zur Finanzierung des Thüringenjahrs. Die Gelder könnten zum Beispiel über das von Bundesfamilienministerin Franziska Giffey (SPD) angestrebte Demokratiefördergesetz bereitgestellt werden, sagte sie. (dpa)