Thüringer Allgemeine (Sondershausen)
Sponsoren retten Rot-weiß Erfurt vor dem endgültigen Aus
Finanzlücke des insolventen Fußball-regionalligisten geschlossen. Ausgliederung des Profibereichs wird vorbereitet
Erfurt. Kurz nach 17.30 Uhr kam gestern die erlösende Nachricht für den FC Rot-weiß und seine Anhänger: Der seit 1966 existierende Traditionsverein ist gerettet und kann seine Zukunft planen. Nach langen Gesprächen erklärte sich ein Sponsorenpool bereit, den Verein zu unterstützen. Der Fußball-club ist somit finanziell abgesichert, kann bis Jahresende die Zahlungsverpflichtungen erfüllen und die Gehälter überweisen.
Zugleich ist der Weg für den Ausgliederungsprozess frei – durch diesen soll der Verein langfristig neu aufgestellt werden. Er sei sehr erleichtert, sagte Insolvenzverwalter Volker Reinhardt nach dem erfolgreichen Gesprächsmarathon.
Für November betrug die Finanzlücke rund 120.000 Euro, sie ist nun geschlossen. Das Bangen um den Fortbestand des Clubs, dessen erste Mannschaft r im Sommer aus der dritten Liga abgestiegen war, hat damit ein Ende. Vorausgegangen waren intensive Verhandlungen mit Sponsoren und Förderern. Noch am Vormittag hatte Reinhardt gegenüber unserer Zeitung geäußert, dass er zwar hoffnungsvolle Signale für eine Fortführung des Spielbetriebes habe, man jedoch noch keine Jubelsprünge vollführen könne.
Der 60-jährige Rechtsanwalt leitet den Verein seit Eröffnung des Insolvenzverfahrens am 1. Juni. Der Antrag wegen Zahlungsunfähigkeit wurde im März gestellt, der Verein hat Schulden von mehr als sechs Millionen Euro. Über 130 Gläubiger hatten Forderungen geltend gemacht; die ausgehandelte Quote beträgt zwei Prozent.
Unklar ist trotz der Rettung, wie der Club die gesamte Saison finanziell meistert. Schließlich hieß es kürzlich noch, dass mehrere Hunderttausend Euro im Etat fehlen, der als Gesamtheit etwa 3,5 Millionen Euro betragen soll. In der vierthöchsten Spielklasse rangiert der FC Rotweiß, der ansonsten eventuell in der Kreisklasse unter neuem Namen hätte beginnen müssen, derzeit auf dem vierten Rang. Am Freitagabend trifft die Mannschaft von Trainer Thomas Brdaric im Heimspiel, 19 Uhr, auf Babelsberg. Kapitän Marcel Kaffenberger sagte erleichtert: „Mich freut die Nachricht für das Team, das eine echte Einheit geworden ist. Jetzt können wir befreit aufspielen. Unsere Reise ist noch nicht zu Ende, aber so ein Szenario möchte keiner mehr erleben. Das hat Kraft gekostet.“
Für Reinhardt steht fest, dass die endgültige Sanierung nur über eine Ausgliederung der ersten Mannschaft zu schaffen ist. Bereits nach der Mitgliederversammlung im September sagte er: „Ohne Investoren von außen kann der Verein nicht überleben.“Ziel sei, die Ausgliederung bis zum Jahreswechsel zu erreichen. Auch, weil es dem Club gegenüber eine allgemeine Zurückhaltung gebe, was mit der Vergangenheit zu tun hätte.
Zuletzt war bekannt geworden, dass die Staatsanwaltschaft gegen frühere Verantwortliche wegen des Anfangsverdachts des Bankrotts ermittelt. Dabei wird geprüft, ob der Verein vorsätzlich oder fahrlässig in die Zahlungsunfähigkeit gewirtschaftet wurde, auch Steuern und Sozialversicherungsbeiträge nicht abgeführt wurden.
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