Thüringer Allgemeine (Sondershausen)
Ines Geipel: Uns läuft förmlich die Zeit davon
Doping-opfer-hilfe fordert Aufschub für die Antragstellung. Dosb-vorsitzender Vesper: Fristverlängerung wäre sinnvoll
Berlin. Ines Geipel zählte in den 80er-jahren zu den besten Ddrsprinterinnen. Seit vielen Jahren kämpft die 56-Jährige als Vorsitzende der Doping-opferhilfe (DOH) um die Anerkennung und finanzielle Entschädigung der Betroffenen. Das im vergangenen Jahr verabschiedete zweite Hilfsgesetz sieht für anerkannte Opfer eine Einmalzahlung von 10 500 Euro aus einem Hilfsfonds von 10,5 Millionen Euro vor. Die Frist für betroffene Ex-sportler, einen Antrag auf finanzielle Hilfe zu stellen, endet am 30. Juni 2017.
„Uns läuft förmlich die Zeit davon“, sagte Geipel am Mittwoch in der Bundesstiftung zur Aufarbeitung der Sed-diktatur in Berlin. Der Zeitraum sei für die vielen neuen Antragsteller viel zu kurz. Die Antragsmöglichkeit soll um mindestens drei Jahre bis zum 30. Juni 2020 ausgedehnt werden.
Bei der Beschaffung der nötigen Unterlagen würden Schwierigkeiten auftreten. „Für diese Menschen gibt es ein Umsetzungs-problem“, sagte Geipel. Viele Ärzte etwa würden ein Attest verweigern, weil sie Angst vor Regress-ansprüchen hätten oder schlecht informiert seien.
„Eine Fristverlängerung wäre für die Betroffenen sicher sinnvoll, wenn es regulativ machbar ist“, erklärte Michael Vesper, der Vorstandsvorsitzende des Deutschen Olympischen Sportbundes, dieser Zeitung. „Es ist sicher schwierig, Akten zu beschaffen, um den jeweiligen Antrag auch durch ein Gutachten belegen zu können.“Laut Geipel sei der Zulauf der geschädigten Sportler Anfang 2017 um das Dreifache gestiegen. Die Doping-opfer müssen per Gutachten nachweisen, dass ihre Schädigung zu mehr als 50 Prozent auf Doping im Ddr-sport zurückzuführen ist. (mit dpa)