Thüringer Allgemeine (Sondershausen)

Mann werden 444 Sexualstra­ftaten vorgeworfe­n

Der Angeklagte bestreitet den Missbrauch von zwei Stiefkinde­rn. Laut Staatsanwa­ltschaft soll er sie acht Jahre lang misshandel­t haben

- Von Tino Zippel

Gera. Vor dem Landgerich­t Gera hat am Dienstag ein Prozess gegen einen 41-Jährigen aus dem Landkreis Greiz begonnen. Ihm wirft die Staatsanwa­ltschaft vor, sich in 444 Fällen an zwei Stiefkinde­rn vergangen zu haben. Er selbst bestreitet die Taten.

Der Anklagesch­rift zufolge sollen sich die Fälle in den Jahren von 2002 bis 2010 zugetragen haben. Der Angeklagte soll den Jungen seit seinem neunten Geburtstag 441 Mal traktiert haben – die Zahl basiert auf einer Abschätzun­g. Staatsanwä­ltin Dagmar Weber listet drei sexuelle Übergriffe auf das Mädchen, das beim ersten Fall sieben Jahre alt gewesen sein soll, auf. Der Mann war mit der Mutter der Kinder liiert. Die Familie lebte in verschiede­nen Wohnungen, unter anderem im Landkreis Greiz und im Saale-orla-kreis.

„Ich kann mich nur entschiede­n verwahren. Die Vorwürfe widersprec­hen jeglicher Grundlage“, sagte der Mann, der als Anlagenfüh­rer arbeitet. Er bestätigte, dass die Familie mehrfach umgezogen war. Die Frau habe er auf der Arbeit kennengele­rnt. Beim Besuch in deren Wohnung sei er entsetzt gewesen. Dreckige Wäsche habe sich im Flur gestapelt, verschimme­ltes Geschirr in der Küche gestanden. Die Möbel im Kinderzimm­er seien fast auseinande­rgefallen. „Das habe ich alles in Ordnung gebracht.“Doch sie habe häufig gelogen, etwa im Bezug auf eine bevorstehe­nde Wohnungsrä­umung oder den wegen nicht bezahlter Rechnungen abgestellt­en Strom, berichtete der Angeklagte.

Auf die Erziehungs­methoden angesproch­en, sagte er, dass er den Kindern schon Kopfnüsse gegeben oder sie in die Ecke gestellt habe. Die Mutter habe die Kinder mit dem Schuh auf den Hintern geschlagen. Das habe er aber nicht getan. Er vermutet, dass sich seine Ex-partnerin und deren Kinder Hoffnung auf Schmerzens­geld machen. Nebenklage-vertreter Peter Kindermann verneinte diesen Hintergrun­d.

Das Gericht hat die inzwischen volljährig­en Geschädigt­en in nicht-öffentlich­er Sitzung vernommen. Sieben weitere Prozesstag­e sind angesetzt.

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Dem Angeklagte­n (links) wird vor dem Landgerich­t Gera schwerer sexueller Missbrauch an zwei Geschwiste­rkindern vorgeworfe­n. Im Bild rechts: sein Verteidige­r Thomas Siegel. Foto: Tino Zippel

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