Thüringer Allgemeine (Sondershausen)
Alles mit Kalkül bedacht
Axel Lukacsek über die Ioc-hilfe für Doping-kronzeugen
Man darf sich getrost verwundert die Augen reiben. Steckt Kalkül dahinter oder ist es der ehrliche Versuch, plötzlich die russischen Doping-kronzeugen zu unterstützen? Das Internationale Olympische Komitee mit Thomas Bach an der Spitze hat nun jedenfalls Julia Stepanowa ein Stipendium zur Verfügung gestellt, ihr Mann wird gar Antidoping-berater beim IOC.
Für beide ist der überraschende Schulterschluss mit dem IOC wohl die einzige Chance, wieder im Sport Fuß zu fassen. Nach den Enthüllungen hatte das Paar ja schließlich Russland verlassen müssen und lebt nun an unbekanntem Ort in den USA.
Dieser Schritt – vor allem zu diesem Zeitpunkt – wirft viele Fragen auf. Warum, um alles in der Welt, greift das IOC dem Whistleblower-paar ausgerechnet jetzt unter die Arme? Ja, Stepanowa war einst selbst wegen Dopings gesperrt. Aus diesem Grund wurde ihr der Rio-start ja auch nach Empfehlung der Ethikkommission durch das IOC verwehrt.
Es wäre allerdings ein viel stärkeres Zeichen gewesen, wenn die Ioc-funktionäre noch vor den Sommerspielen sich zu einer Zusammenarbeit bekannt hätten.
Damals aber, unmittelbar vor den Rio-spielen, wollte IOCBOSS Bach die angesichts der Doping-enthüllungen an den Pranger gestellten Russen nicht noch mehr provozieren. Offenbar wollte er nur den richtigen Zeitpunkt abwarten. Also doch alles mit Kalkül bedacht.