Thüringer Allgemeine (Sondershausen)

Jäger aus der Luft

Sie jagen schnell, fast lautlos und zielsicher. Mit ihren scharfen Krallen stürzen sich Greifvögel auf ihre Beute

- Von Philipp Brandstädt­er

Potsdam. Nanu? Das ist aber ein ungewöhnli­cher Vogel, der da auf dem Arm von Ilka Simmschönh­olz steht. Es gibt zwar viele Leute, die sich einen Wellensitt­ich oder Papagei als Haustier halten. Aber dieses edle Tier ist ein junger Adler. Er heißt Dakota. Und ein gewöhnlich­es Haustier ist der ganz sicher nicht. Ilka Simm-schönholz hält neben Dakota noch andere Vögel, darunter Bussarde, Geier, Uhus – oder auch Falken. Die Falken lassen erahnen, welche Tätigkeit die Frau ausübt: Sie ist Falknerin.

Falkner züchten, pflegen und trainieren Greifvögel. Das sind Raubtiere, die mit ihren scharfen Krallen und spitzen Schnäbeln Jagd auf ihre Beute machen. Ihr Können machen sich die Menschen schon seit langer Zeit zunutze. „Die sogenannte Beizjagd gilt seit vielen Jahrhunder­ten als große Kunst“, erklärt Ilka Simm-schönholz. Denn dabei arbeiten ein Greifvogel, ein Hund und der Mensch zusammen.

Der Falkner lässt dabei einen Wanderfalk­en vom Arm in die Lüfte aufsteigen. Auf dem Boden stöbert derweil der Jagdhund mit seiner feinen Spürnase die Beute auf: einen Fasan zum Beispiel. Hat er einen entdeckt, zeigt der Hund das an. Er hebt seine Pfote. Das ist das Zeichen für den Greifvogel. Er stürzt sich aus der Luft auf die Beute und packt zu.

In der Falknerei jagen neben Falken vor allem Habichte und Adler. Das hängt vor allem davon ab, in welcher Gegend und welche Tiere gejagt werden. Je größer der Greifvogel, desto größer das Beutetier.

„Heutzutage sind die Vögel auch für andere Aufgaben im Einsatz“, sagt die Falknerin. So verscheuch­en sie etwa andere Vögel von Flughäfen. Ein möglichst vogelfreie­r Flugraum ist dort wichtig, damit die Flugzeuge sicherer abheben und landen können. Auch für das Fernsehen sind Falkner und ihre Vögel im Einsatz. Filmemache­r buchen die Greifvogel-experten, damit sie Adler, Uhus und Falken aus der Nähe filmen können. Manchmal ist sogar der Greifvogel selbst der Filmemache­r. Dabei befestigt man eine besonders leichte und kleine Kamera am Kopf oder Rücken des Vogels.

„Vor allem aber sind Falkner für den Schutz der Greifvögel da“, sagt Ilka Simm-schönholz. „Auf unserem Falkenhof pflegen wir verletzte Vögel und wildern sie wieder aus. Andere werden gezüchtet. Außerdem bringen wir unseren Besuchern die Natur näher.“Wenn etwa Schulklass­en vorbeikomm­en, führen die Falkner vor, was die Greifvögel alles können.

Trotzdem: Nicht alle Tierschütz­er finden, dass die Falknerei eine gute Sache ist.

Sie finden es zum Beispiel nicht gut, dass Greifvögel gefangen gehalten werden, um für den Menschen zu jagen. (dpa)

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