Thüringer Allgemeine (Sömmerda)
Der umgepflügte Torraum
Im Podcast „ Hollitzer trifft“erzählt Matthias Grafe, Besitzer Spa & Golf Resort Weimarer Land, über Elfmeter-Training, Charme-Offensive und Tourismus-Träume
Resort-Inhaber Matthias Grafe
Blankenhain. Fußball-Fans schauten wochenlang auf das Spa & Golf Resort Weimarer Land. Im Mai führte das DFB-Team dort ein Trainingslager durch, zur EM war es Quartier der englischen Auswahl. Das Resort gehört Matthias Grafe (56), der 1990 mit seinen drei Brüdern aus dem Sauerland in den Osten kam, von Blankenhain aus mit seiner Firma Kunststoffe in die Welt liefert. TA-Chefredakteur Jan Hollitzer sprach mit ihm …
Die war vorher da, irgendwann erlischt sie, weil es an die Substanz geht. Fußballer sind auch nicht einfach, vor allem die Leute, die drumherum schwirren. Und das Haus – sonst für gediegene Gäste – wurde für England zu einer Jugend-Edelherberge umfunktioniert, in der viele Bereiche völlig anders genutzt wurden.
… über Fußballer: Golf ist Volkssport, wird aber als elitär betrachtet. Fußballer sorgen für eine andere öffentliche Anerkennung. Auch Liverpool wollte unter Jürgen Klopp übrigens mal zu uns kommen, doch wir hatten zu wenige Suiten.
… über das DFB-Team: Das hat eine richtige Charme-Offensive gestartet, die Spieler waren auch an der
Tafel und in der Schule zu Gast. Und unsere Mitarbeiter haben sich gefreut: Wer bringt nicht mal gern Thomas Müller ein Spiegelei?
… über englische Abschottung: Die Spieler wollten mehr in die Öffentlichkeit zu den Fans, aber die Sicherheitskräfte hatten Bange, haben sie ständig abgeschirmt.
Die Engländer haben bei uns ständig geprobt. Elfmeterpunkt und Torraum waren umgepflügt.
Der Marketingeffekt als EM-Quartier ist hoch, die Investitionen haben sich gelohnt. Aber wir hätten das Hotel auch so mit 80, 90 Prozent voll gehabt. Wichtig ist, dass die Menschen in Blankenhain froh über das Erreichte sind. Man kennt den Ort jetzt, und ich werde dafür sorgen, dass er nicht vergessen wird.
… über Erweiterung: Wir wollen zu den 45-Loch-Plätzen noch zwei 18er-Golfbahnen bauen, auch den
Wald touristisch erschließen. Wobei das Hotel zu den am wenigsten subventionierten in Thüringen gehört. Nicht schlimm – man soll mich nur bauen lassen.
… über Tourismus: Ein Problem ist, dass zu sehr an Wintertourismus gedacht wird. Naherholung ist nicht gleich Tourismus, der auch hochwertig sein muss. Die GastronomieBranche hat dabei über Jahrzehnte die Angestellten nicht gut behandelt, ihr drohen grausame Zeiten.
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