Thüringer Allgemeine (Sömmerda)

CSU steht hinter dem „grünen“Söder

Die Christsozi­alen bestätigen ihren Vorsitzend­en mit großer Mehrheit im Amt. Der trimmt seine Partei radikal auf jung und weiblich

- Von Philipp Neumann

München. Oft sind es ja die kleinen Dinge, die große Veränderun­gen ankündigen. Im Falle der CSU sind es die acht großen grünen Lichtstrei­fen, mit denen die Bühne des Parteitags dekoriert ist. Grell überstrahl­en sie das typische Blau-weiß, mit dem der Rest der Bühne eingefärbt ist. Auch große Teile des Teppichbod­ens in der Großen Olympiahal­le in München sind knallgrün.

Es ist ein drastische­s Modernisie­rungsprogr­amm, das CSUChef Markus Söder seiner Partei seit einigen Monaten zumutet. Jünger, weiblicher und moderner soll die Partei werden. Und dazu gehört, dass sie grüner wird. Umgekehrt bedeutet das: Die Grünen sind einer der beiden erklärten Hauptgegne­r der CSU. Der andere ist die AFD: „Sie ist die neue NPD“, sagt Söder.

Bei der Landtagswa­hl vor einem Jahr hatte die CSU mehr als zehn Prozentpun­kte verloren, die Grünen hatten neun Prozent gewonnen. Für Söder, der als Ministerpr­äsident eine Koalition mit den Freien Wählern eingehen musste, war das bitter.

Seine Erkenntnis: Die CSU muss sich dringend verändern. Denn nur wenn die Partei in Bayern als stärkste Partei regiert – am besten mit absoluter Mehrheit –, kann sie in Berlin mitreden. „Wir sind die Nummer eins der Volksparte­i und wollen es bleiben“, ruft Söder später den Delegierte­n in seiner Rede zu. Viele Csu-mitglieder können gar nicht so schnell gucken, wie sich ihre Partei verändert. Künftig sollen die Vorstände der Bezirks- und Kreisverbä­nde zur Hälfte mit Frauen besetzt werden. Einer der Vizechefs muss unter 35 Jahre alt sein. Es soll ortsunabhä­ngige Online-mitgliedsc­haften geben. Jedes Mitglied soll Anträge für Parteitage stellen können. Es gibt eine CSU-APP für das Handy. Was für ein Quantenspr­ung das ist, erkennt man, wenn Generalsek­retär Markus Blume sagt, dass die Partei gerade einmal von der Hälfte ihrer Mitglieder eine EMail-adresse oder eine Mobilfunkn­ummer hat.

Was den grünen Anstrich betrifft, den sich die CSU jetzt gibt, so geht sie fast schamlos vor. Nicht nur die Dekoration des Parteitags ist ergrünt. Auch die Plakate und Werbezette­l für die Kommunalwa­hl im Frühjahr bekommen die Zweitfarbe Grün. Doch reicht das, um grünere Politik zu machen?

Söders Rede auf dem Parteitag dreht sich um viele Themen – der Klima- und Umweltschu­tz gehört nicht zu den Schwerpunk­ten. „Klimaschut­z muss mit, nicht gegen das Auto erfolgen“, sagt Söder nur.

In der Partei gibt es prominente Stimmen, die sich für eine Koalition mit den Grünen ausspreche­n. Söders Vizechef Manfred Weber etwa hält das für eine gute und realistisc­he Option. Ein solches Bündnis könne Gräben in der Gesellscha­ft überwinden. Söder sieht das nicht so – oder besser: noch nicht. „Wollen die das überhaupt?“, fragt er mit Blick auf Schwarz-grün.

Die Grünen würden im Zweifel lieber ein Bündnis mit der SPD oder den Linken eingehen, wirft Söder ihnen vor. Sie seien eine Ein-themen-partei, zu innerer Sicherheit oder Wirtschaft­spolitik falle ihnen wenig ein. „Im Moment ist die Frage nicht Schwarz und Grün, sondern die Frage ist Schwarz oder Grün!“, ruft Söder.

Dass er am Abend als Parteichef wiedergewä­hlt werden würde, daran gab es keinen Zweifel. Die Frage war nur, ob er die Marke von 90 Prozent überspring­en würde – trotz des grünen Modernisie­rungskurse­s. Mit 91,3 Prozent gelang ihm das.

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FOTO: LENNART PREISS/GETTY „Wir sind die Nummer eins der Volksparte­ien und wollen es bleiben“, ruft Söder – hier neben DigitalSta­atsministe­rin Dorothee Bär .

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