Thüringer Allgemeine (Sömmerda)
Weimarer Wurstwaren gehören jetzt in die Zur Mühlen Gruppe
Erleichterung bei der Belegschaft. Bundeskartellamt bestätigt Verkauf an den Tönnies-Konzern
Nohra.
Das Bundeskartellamt hat die Übernahme von drei Standorten der bayrischen Lutz Fleischwaren aus Landsberg durch die Zur Mühlen Gruppe aus Böklund bestätigt. Mit der Entscheidung der Bundesbehörde ist auch die Übernahme der früheren Weimarer Wurstwaren perfekt. Die Produktionsstätte in Nohra bei Weimar wird künftig wie jene in Chemnitz und Landsberg unter dem Dach der Zur Mühlen Gruppe weitergeführt. Das Kartellamt musste sich mit der Übernahme beschäftigen, weil auch die Zur Mühlen Gruppe zum Konzern von Clemens Tönnies gehört.
„Die Übernahme der drei Standorte ist für uns eine wichtige Erweiterung unseres Sortiments. Nun können wir gemeinsam mit den Standorten für die Zukunft planen“, sagt Axel Knau, Geschäftsführer der Zur Mühlen Gruppe. Er stellte genaue Planungen zu möglichen Veränderungen oder zum Umfang von Investitionen für die nächsten Wochen in Aussicht.
Die Mitarbeiter in Nohra erfuhren die Nachricht von der bestätigten Übernahme in einer Belegschaftsversammlung mit dem neuen Werkleiter Simon Buedgenbach, der bislang Leiter der Verpackung war, und der Betriebsratsvorsitzenden Beate Böhme. Buedgenbach steht als Stellvertreter Sandro Zirn zur Seite, der auch für die Qualitätssicherung verantwortlich ist. Benjamin Beuscher leitet Controlling und Werksverkauf.
Auch bei Zur Mühlen wird der Fleischverarbeitungsbetrieb als Standort Weimar geführt. Die neuen Eigentümer schätzen ihn durch seine geografische und die Lage nahe an der Autobahn. Zudem gebe es mit der Thüringer Rostbratwurst ein traditionelles regionales Produkt. Zur Mühlen übernimmt die Mitarbeiter als Betriebsübergang, gibt dem Werk in Nohra aber keine pauschale Standortgarantie. Allerdings sehe man mehrere Entwicklungsperspektiven für den Standort mit 93 angestellten Mitarbeitern und die zahlreichen Beschäftigten, die über Werkverträge gebunden sind.
Nach Angaben aus dem Werk sind jetzt Produktionsplaner und Techniker am Zuge. Es werde eine detaillierte Bestandsaufnahme und Investitionsplanung geben. In diese würden vor dem Hintergrund möglicher Verlagerungen auch andere Standorte der Gruppe einbezogen. So soll auch die Idee eines Kompetenzzentrums für alle Arten von Bratwurst im Werk in Nohra weiter verfolgt werden.
Mit Erleichterung werden die Nachrichten aus Böklund auch in der benachbarten Biogasanlage und in der Gemeinde Nohra aufgenommen. Mit dem Kleinkraftwerk soll es bereits Gespräche über die künftige Abnahme von Wärme-Energie gegeben haben, die bei den Nachbarn fest eingeplant war, nach der LutzInsolvenz aber in Frage stand.
In Nohra fürchtete dagegen mancher schon eine IndustrieRuine südlich des Dorfes, abgesehen vom Verlust der Arbeitsplätze und möglicher Steuereinnahmen. Dass das alles vom Tisch ist, werde im Gemeinderat nächste Woche sicher mit Erleichterung aufgenommen, sagte Bürgermeister Andreas Schiller.