Thüringer Allgemeine (Sömmerda)

Juncker will den Euro für alle Mitgliedst­aaten

EU-Kommission­spräsident legt weitreiche­nde Reformplän­e vor. Die Schengenzo­ne soll auf Bulgarien und Rumänien erweitert werden

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Straßburg.

Der Euro für alle und ein Europa ohne Grenzen: Kurz vor der Bundestags­wahl hat Kommission­spräsident JeanClaude Juncker mit brisanten Vorschläge­n die Debatte über die Zukunft der Europäisch­en Union angeheizt. Er präsentier­te am Mittwoch im Straßburge­r Europaparl­ament in seiner Rede zur Lage der Union seine Vision für die EU bis 2025. Vor allem Junckers Vorschlag zur Ausweitung der Euro-Zone könnte Streit auslösen. Zwar ist längst das Ziel vertraglic­h festgeschr­ieben, dass alle EU-Staaten den Euro als Gemeinscha­ftswährung einführen. Sie gilt derzeit aber nur in 19 von 28 EU-Staaten. Mehrere Länder erfüllen die wirtschaft­lichen Vorgaben nicht. Juncker schlug vor, ärmeren Mitglieder­n aus einem neuen Finanztopf den Weg in den Euro zu ebnen.

Auch die Erweiterun­g der Schengenzo­ne ohne Grenzkontr­ollen ist nicht unumstritt­en. Da Bulgarien und Rumänien viel für den Schutz der EUAußengre­nzen täten, dürften sie auch nicht länger von Schengen ausgeschlo­ssen bleiben, forderte Juncker. Auch Kroatien müsse aufgenomme­n werden. Deutschlan­d hat gerade erst die Verlängeru­ng der Grenzkontr­ollen, die eigentlich im November auslaufen sollen, gefordert.

Nach Junckers Willen soll es künftig nicht mehr einen Kommission­sund einen Ratspräsid­enten, sondern nur noch ein EU-Präsidente­namt geben. In der EU will er auch in wichtigen Fragen wie Außen- und Steuerpoli­tik häufiger mit Mehrheit entscheide­n lassen, statt wie bisher einstimmig. In der Flüchtling­spolitik forderte Juncker legale Migrations­wege und ein Ende der „skandalöse Situation“in Flüchtling­slagern in Libyen, aber auch konsequent­e Rückführun­g von Migranten ohne Asylanspru­ch.

Einen baldigen EU-Beitritt der Türkei sieht Juncker nicht, weil sich das Land von Rechtsstaa­tlichkeit entferne. „Journalist­en gehören in Redaktions­stuben, nicht ins Gefängnis“, sagte er. Den Ländern auf dem Westbalkan will Juncker aber die Tür in die EU offen halten. (dpa)

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