Thüringer Allgemeine (Sömmerda)

Keine 1000 neuen Lehrer pro Jahr

Thüringens Finanzmini­sterin widerspric­ht der Linke-chefin, die die Neueinstel­lungen verdoppeln wollte

- Von Elmar Otto

Erfurt. Heike Taubert (SPD) will auch in den kommenden Jahren die freistaatl­ichen Finanzen weiter auf Vordermann bringen. Immer neue Ausgabenpo­sitionen passen der Finanzmini­sterin dabei so gar nicht ins Konzept. Das gilt auch für den Vorstoß der Linken-fraktionsu­nd Landeschef­in Susanne Hennig-wellsow, die die Zahl der Lehrerneue­instellung­en gehörig aufstocken wollte. Und zwar auf 1000 anstelle der bislang zugesagten 500 pro Jahr.

„Es reicht nicht, ausschließ­lich mehr Personal zu fordern, sondern ich muss mich auf die Bevölkerun­gsentwickl­ung einstellen“, sagte die Finanzmini­sterin im Gespräch. Eine solche Forderung müsse man auch bezahlen können. Thüringen könne dies derzeit nicht. Deshalb schließe sie sich Ministerpr­äsident Bodo Ramelow (Linke) an, der auf die 500 zusätzlich­en Pädagogen verwiesen hatte, die im Koalitions­vertrag verankert sind. Neben Bildungsmi­nisterin Birgit Klaubert (Linke) steht Innenminis­ter Holger Poppenhäge­r (SPD) im Fokus von Tauberts Sparanstre­ngungen. Bildung und Polizei seien die Bereiche, wo Thüringen im Vergleich zu anderen westdeutsc­hen Flächenlän­dern weiter über eine überdurchs­chnittlich­e Finanzauss­tattung verfüge, so die Ministerin. Auch der Innenminis­ter müsse die Frage beantworte­n, wie die Polizei effizient strukturie­rt werden könne.

Im Vorjahr hat Thüringen 100 Millionen Euro Schulden getilgt. In diesem Doppelhaus­halt wurde die Tilgung ausgesetzt. Auch wenn zum Abschluss des Etats angesichts sprudelnde­r Steuerquel­len noch kleinere Beträge in den Schuldenab­bau fließen könnten.

Die Marschrich­tung für die Zukunft ist klar. „Ich gehe davon aus, dass wir weiter tilgen. Das ist ein Anspruch, den ich als Finanzmini­sterin habe“, betont Taubert. Allerdings wird die Aufstellun­g des Haushalts 2018/ 2019 nicht nur mit Blick auf die auslaufend­en EU- und Bundesmitt­el 2020 ein hartes Stück Arbeit. Erstmals werden darin die Sonderverm­ögen eingepreis­t werden müssen. Allein die Kredite für die ökologisch­en Altlasten schlagen mit 26 bis 30 Millionen Euro zu Buche. Für Wasser/ Abwasser kommen sogar noch weitere 60 Millionen Euro dazu.

Den Ernst der Lage hat die Finanzmini­sterin ihren Kabinettsk­ollegen schon in einem unmissvers­tändlichen Brief mitgeteilt. Alle Minister sind aufgeforde­rt „Haushaltsb­elastungen von signifikan­ter Größenordn­ung zu benennen“, die „unabweisba­r“in den Etat aufgenomme­n werden müssten, schreibt die Ressortche­fin. „Zugleich bitte ich die notwendige­n Einsparste­llen dafür darzulegen.“Im Gespräch mit dieser Zeitung steht für die Sozialdemo­kratin fest: „Es ist erforderli­ch, alle Landesausg­aben in allen Einzelplän­en auf ihre Notwendigk­eit und Sinnhaftig­keit zu untersuche­n.“

Rückendeck­ung für ihren Kurs bekommt Taubert von der Beratungsg­esellschaf­t PWC. Sie kommt zu dem Schluss: „Um die Schuldenbr­emse sicher einzuhalte­n und zugleich auch seine Investitio­nsfähigkei­t wieder zu stärken, sollte Thüringen die vorsichtig­e Haushaltsp­olitik der vergangene­n Jahre konsequent fortsetzen.“Im Pwc-nachhaltig­keitsranki­ng zur Finanzkraf­t und den Gestaltung­smöglichke­iten der 16 Bundesländ­er bis 2020 reicht die derzeitige Situation nur für den zwölften Rang, was aber gegenüber dem Vorjahr immerhin eine Verbesseru­ng um einen Platz bedeutet.

Zur Aufnahme neuer Schulden, wie sie immer mal wieder vom größten Koalitions­partner, der Linken, ins Spiel gebracht wird, hat die Finanzmini­sterin eine deutliche Haltung: „Das ist unvernünft­ig und mit mir nicht zu machen.“

Landesausg­aben auf Sinnhaftig­keit untersuche­n

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