Thüringer Allgemeine (Sömmerda)
Kultur als Reiseanlass: Weimarer Sommer vermarktet 200 Veranstaltungen
Dafür gibt das Wirtschaftsministerium diesmal 150 000 Euro aus dem Topf der Tourismusförderung aus. Werbemittel des Kunstfestes sinken
Weimar. In Thüringen höre man manchmal, so Dnt-intendant Hasko Weber, bereits die Totenglocken läuten, bevor sich überhaupt etwas durchsetzt. Der „Weimarer Sommer“aber, der ja „immer umstritten“gewesen sei, habe sich durchgesetzt. „Ich finde das ganz wichtig, weil er eine Kennung gibt.“Denn man könne einen ganzen kulturellen Zeitraum damit fassen.
Der „Weimarer Sommer“ist kein Kulturfestival, er ist, was in der Branche eine Dachmarke genannt wird. Damit wirbt die Stadt in erster Linie außerhalb Thüringens für Festivals, Konzertreihen und Einzelveranstaltungen im Juni und August.
Es geht um Kultur als Reiseanlass, es geht also um Tourismus. Daher wird die Gesamtvermarktung im fünften Jahr vom Wirtschaftsministerium unterstützt.
Dort hatte man zumindest verstanden, dass sich der Anspruch, überregional wirksam zu werden, nicht von alleine erfüllt. Davon ließ sich der hemdsärmelige und tatendurstige Minister Matthias Machnig (SPD) 2012 überzeugen. Die Überzeugungsarbeit besorgte Christoph Stölzl, dem es als Präsident der Musikhochschule zuerst, aber eben nicht nur, um die Weimarer Meisterkurse ging.
In einer Anschubfinanzierung für die ersten beiden Jahre ließ das Ministerium insgesamt 1,7 Millionen Euro springen, für die Vermarktung insgesamt und einzelne Projekte unter diesem Dach, aber auch für Investitionen. Letztere galten einer Bühne mit stehendem Fundament im Weimarhallenpark, die sie euphemistisch Seebühne nennen, als ginge es um die Bregenzer Festspiele; es handelt sich jedoch um einen Parkteich.
Die Bühne dort ist gleichsam zum Symbol des Weimarer Sommers geworden. Dort spielen sich sieben große Abende ab, insgesamt wird es in ganz Weimar aber diesmal über 200 Veranstaltungen geben (vor fünf Jahren waren es noch 80).
Eine Dachmarke war auch nach 2013 nicht umsonst zu haben. Zumindest für die Vermarktung macht man deshalb weiterhin „die Schatulle auf“, wie es Wirtschaftsminister Wolfgang Tiefensee (SPD) am Mittwoch formulierte. Dort fanden sich diesmal 150 000 Euro insgesamt für Postkarten, Plakate in Großstädten oder Anzeigen in überregionalen Zeitungen.
Für den „Weimarer Sommer“in Gänze zahlt man derart 94 000 Euro, den Rest speziell, um den finalen Höhepunkt zu bewerben: das Kunstfest Weimar. Dieses wäre selbst „nicht in der Lage, überregionales Marketing zu betreiben, wenn es diese zusätzlichen Mittel nicht gäbe“, sagt dessen Leiter, Christian Holtzhauer. Jedoch sind diese Mittel geschrumpft: Im vergangenen Jahr waren es noch 77 000 Euro.
Nicht in Tourismus, sondern in die Kreativwirtschaft investiert das Ministerium, wenn es im fünften Jahr ein Einzelprojekt fördert: Genius Loci Weimar, das Festival für Fassadenprojektionen, das in diesem Jahr den Park an der Ilm bespielt, erhält 234 000 Euro.
Hier hat sich ein Ereignis unter dem großen Vermarktungsdach doch recht schnell etabliert. Doch nicht alle Weimarer Sommerträume reiften. Ein Filmfestival floppte und wurde nach zwei Jahren beerdigt, ein Sommertheater konnte das DNT bislang nur 2014 auf die Beine stellen, nach erheblichen Diskrepanzen mit der Stadt. Seitdem ruht das so oft beschworene Projekt.
Plakate in Großstädten & überregionale Anzeigen