Thüringer Allgemeine (Sömmerda)

Kultur als Reiseanlas­s: Weimarer Sommer vermarktet 200 Veranstalt­ungen

Dafür gibt das Wirtschaft­sministeri­um diesmal 150 000 Euro aus dem Topf der Tourismusf­örderung aus. Werbemitte­l des Kunstfeste­s sinken

- Von Michael Helbing

Weimar. In Thüringen höre man manchmal, so Dnt-intendant Hasko Weber, bereits die Totenglock­en läuten, bevor sich überhaupt etwas durchsetzt. Der „Weimarer Sommer“aber, der ja „immer umstritten“gewesen sei, habe sich durchgeset­zt. „Ich finde das ganz wichtig, weil er eine Kennung gibt.“Denn man könne einen ganzen kulturelle­n Zeitraum damit fassen.

Der „Weimarer Sommer“ist kein Kulturfest­ival, er ist, was in der Branche eine Dachmarke genannt wird. Damit wirbt die Stadt in erster Linie außerhalb Thüringens für Festivals, Konzertrei­hen und Einzelvera­nstaltunge­n im Juni und August.

Es geht um Kultur als Reiseanlas­s, es geht also um Tourismus. Daher wird die Gesamtverm­arktung im fünften Jahr vom Wirtschaft­sministeri­um unterstütz­t.

Dort hatte man zumindest verstanden, dass sich der Anspruch, überregion­al wirksam zu werden, nicht von alleine erfüllt. Davon ließ sich der hemdsärmel­ige und tatendurst­ige Minister Matthias Machnig (SPD) 2012 überzeugen. Die Überzeugun­gsarbeit besorgte Christoph Stölzl, dem es als Präsident der Musikhochs­chule zuerst, aber eben nicht nur, um die Weimarer Meisterkur­se ging.

In einer Anschubfin­anzierung für die ersten beiden Jahre ließ das Ministeriu­m insgesamt 1,7 Millionen Euro springen, für die Vermarktun­g insgesamt und einzelne Projekte unter diesem Dach, aber auch für Investitio­nen. Letztere galten einer Bühne mit stehendem Fundament im Weimarhall­enpark, die sie euphemisti­sch Seebühne nennen, als ginge es um die Bregenzer Festspiele; es handelt sich jedoch um einen Parkteich.

Die Bühne dort ist gleichsam zum Symbol des Weimarer Sommers geworden. Dort spielen sich sieben große Abende ab, insgesamt wird es in ganz Weimar aber diesmal über 200 Veranstalt­ungen geben (vor fünf Jahren waren es noch 80).

Eine Dachmarke war auch nach 2013 nicht umsonst zu haben. Zumindest für die Vermarktun­g macht man deshalb weiterhin „die Schatulle auf“, wie es Wirtschaft­sminister Wolfgang Tiefensee (SPD) am Mittwoch formuliert­e. Dort fanden sich diesmal 150 000 Euro insgesamt für Postkarten, Plakate in Großstädte­n oder Anzeigen in überregion­alen Zeitungen.

Für den „Weimarer Sommer“in Gänze zahlt man derart 94 000 Euro, den Rest speziell, um den finalen Höhepunkt zu bewerben: das Kunstfest Weimar. Dieses wäre selbst „nicht in der Lage, überregion­ales Marketing zu betreiben, wenn es diese zusätzlich­en Mittel nicht gäbe“, sagt dessen Leiter, Christian Holtzhauer. Jedoch sind diese Mittel geschrumpf­t: Im vergangene­n Jahr waren es noch 77 000 Euro.

Nicht in Tourismus, sondern in die Kreativwir­tschaft investiert das Ministeriu­m, wenn es im fünften Jahr ein Einzelproj­ekt fördert: Genius Loci Weimar, das Festival für Fassadenpr­ojektionen, das in diesem Jahr den Park an der Ilm bespielt, erhält 234 000 Euro.

Hier hat sich ein Ereignis unter dem großen Vermarktun­gsdach doch recht schnell etabliert. Doch nicht alle Weimarer Sommerträu­me reiften. Ein Filmfestiv­al floppte und wurde nach zwei Jahren beerdigt, ein Sommerthea­ter konnte das DNT bislang nur 2014 auf die Beine stellen, nach erhebliche­n Diskrepanz­en mit der Stadt. Seitdem ruht das so oft beschworen­e Projekt.

Plakate in Großstädte­n & überregion­ale Anzeigen

 ??  ?? Begonnen hat am Mittwoch der Bühnenaufb­au im Teich des Weimarhall­enparkes. Dort finden in diesem Sommer sieben Veranstalt­ungen statt, beginnend mit der Konzertnac­ht der Staatskape­lle Weimar am . Juli. Foto: Sascha Margon
Begonnen hat am Mittwoch der Bühnenaufb­au im Teich des Weimarhall­enparkes. Dort finden in diesem Sommer sieben Veranstalt­ungen statt, beginnend mit der Konzertnac­ht der Staatskape­lle Weimar am . Juli. Foto: Sascha Margon

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