Thüringer Allgemeine (Sömmerda)

Forst verkaufte Grundstück­e unter Wert

Schaden von 120 000 Euro. Infrastruk­turministe­rin Keller verzichtet dennoch auf Klage

- Von Martin Debes

Erfurt. In Thüringen hat es massive Unregelmäß­igkeiten beim Verkauf von Forsthäuse­rn durch die Landesfors­tanstalt gegeben. Laut einem externen Gutachten im Auftrag der Landesregi­erung liegt der Schaden bei insgesamt 120 000 Euro.

Dies bestätigte Infrastruk­turministe­rin Birgit Keller (Linke) gestern der Thüringer Allgemeine­n. So seien neben Mängeln im internen Kontrollsy­stem auch Pflichtver­letzungen festgestel­lt worden, sagte sie. Vor allem beim Verkauf von Grundstück­en habe der Landesbetr­ieb „Thüringenf­orst“in „einem Großteil der Fälle“gegen das Haushaltsr­echt verstoßen. In elf Fällen sei nur ein Verkaufspr­eis von mehr als 20 Prozent unter dem Gutachtenw­ert erzielt worden.

In den vergangene­n Monaten waren alle Immobilien- und Grundstück­sgeschäfte der Landesanst­alt von einer Wirtschaft­sprüferges­ellschaft kontrollie­rt worden. Die Firma „Ernst & Young Law“untersucht­e auch, ob bei der Beschaffun­g von Forstspezi­altechnik und der Verwaltung von Mietverhäl­tnissen Fehler gemacht wurden – und wurde fündig.

Dennoch will Keller, die dem Aufsichtsr­at der Anstalt vorsitzt, keine Strafanzei­ge erstatten. „Konkrete Hinweise auf strafrecht­lich relevantes Verhalten lägen nach vorläufige­r Bewertung des Ministeriu­ms nicht vor“, teilte sie mit. Allerdings müssten die festgestel­lten Missstände „sofort behoben“werden. Damit solle sich nun eine Arbeitsgru­ppe befassen.

Die Ministerin hatte allerdings nach Informatio­nen der Zeitung das Gutachten erst auf Druck des Finanzmini­steriums in Auftrag gegeben. Zuvor waren auch im Finanzauss­chuss des Landtages immer wieder Fragen beim Verkauf von Häusern und Grundstück­en durch „Thüringenf­orst“aufgetauch­t.

Thüringen hatte vor gut zehn Jahren die Zahl der Forstämter von 46 auf 28 reduziert. Zu Beginn des Jahres 2012 wurde die selbststän­dige Anstalt öffentlich­en Rechts mit den Namen „Thüringenf­orst“gegründet.

Darin gingen die Landesanst­alt für Wald, Jagd und Fischerei, die Forstämter und Teile der Ministeria­lbürokrati­e auf. Der Betrieb bewirtscha­ftet knapp 200 000 Hektar landeseige­nen Wald und beschäftig­t rund 1500 Mitarbeite­r.

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Ministerin Birgit Keller (Linke) ist für den Landesfors­tbetrieb zuständig.

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