Thüringer Allgemeine (Nordhausen)
Hainrode würdigt seinen bekanntesten Sohn
Aus Dorfjungen wird renommierter Wissenschaftler. Freundschaften mit Goethe und Humboldt
Noch wird im Heimatmuseum in Hainrode im Kreis Nordhausen fleißig gewerkelt. Denn die Mitglieder des Heimat- und Museumsvereins bringen noch einmal alles auf Vordermann, um dem großen Sohn von Hainrode würdig zu gedenken. Die Rede ist vom Wissenschaftler Friedrich August Wolf, dessen Todestag sich am 8. August zum 200. Mal jährt.
Wolf wurde als Sohn eines Lehrers und Kantors 1759 in Hainrode geboren. Bereits als Kleinkind zeigte er eine außergewöhnliche Begabung. Daraufhin unterrichte ihn sein Vater schon im zarten Alter von zwei Jahren in Latein. Mit acht Jahren hielt Friedrich August in der Kirche dann eine Predigt in professioneller Art. 1767 zogen die Eltern mit ihm und seinem Bruder Georg Friedrich, einem späteren renommierten Komponisten und geschätztem Musiklehrer, nach Nordhausen in die damalige Sackgasse.
Diese wurde nach dem Zweiten Weltkrieg zu Ehren des Wissenschaftlers in die Wolfstraße umbenannt. Nach dem Besuch des Gymnasiums folgte ein Studium der Philologie (Sprach- und Literaturwissenschaften) in Göttingen. An der
Universität in Halle erlangte er den Ruf eines angesehenen Professors.
Viele Jahre verbrachte Wolf in Berlin, wo er an der Seite von Wilhelm von Humboldt maßgeblich an der Einrichtung der 1810 gegründeten Berliner Universität mitwirkte und dort dann auch als Lehrer tätig war. Ein langjährige enge Freundschaft verband den Altertumswissenschaftler
und Philologen mit Johann Wolfgang von Goethe. Am 8. August 1824 vollendete sich sein erfülltes Leben in Marseille in Frankreich. „Habe Geist und wisse Geist zu wecken“war stets der Leitspruch des geschätzten Professors.
Sowohl Hainrode als auch Nordhausen gedenken am 8. August mit mehreren Veranstaltungen des berühmten
Sohnes. Den Auftakt bildet eine Ehrung um 14 Uhr am 1984 eingeweihten Gedenkstein an der Kirche St. Maria Magdalena in Hainrode. Dort wird ein Blumengebinde niedergelegt und ein Festrede gehalten. Zudem erklingt Musik, komponiert von Georg Friedrich Wolf. Im Anschluss daran findet um 15.30 Uhr eine Gesprächsrunde im
Heimatmuseum, Zur Bleiche 12, statt. Der Heimat- und Museumsverein sorgt mit Kaffee, Kuchen und einem kleinen Imbiss für die Bewirtung der Gäste. Natürlich kann dann auch die Gebrüder-wolf-stube im Haus besichtigt werden. Das Zimmer wurde 2013 eröffnet und ist den Brüdern gewidmet. Der Lebenswerk der Wolfs ist dort sehr interessant veranschaulicht.
Weiter geht es mit den Feierlichkeiten in Nordhausen. Um 17 Uhr wird am ehemaligen Wohnhaus der Familie Wolf in der Wolfstraße 7 eine neue Gedenktafel enthüllt. Das ursprüngliche Wohnhaus wurde bei den Luftangriffen auf Nordhausen im April 1945 zerstört. Eine kleine Sonderausstellung von Heidelore Kneffel informiert im Lesesaal der Stadtbibliothek über das Leben und Schaffen von Friedrich August Wolf. Der Nordhäuser Geschichtsund Altertumsverein und das Stadtarchiv laden um 19 Uhr zu einem Vortrag in den Ratskeller im neuen Rathaus, Eingang Jüdenstraße, ein. Michael Hillgruber, Professor an der Universität Halle-wittenberg, referiert über die Freundschaft zwischen Wolf und Goethe. Umrahmt wird der Vortrag ebenfalls mit Werken des Komponisten Georg Friedrich Wolf.