Thüringer Allgemeine (Nordhausen)
Mit dem Bett auf Rädern zu Gast in Neustadt
Noch ist es auf dem Campingplatz am Waldbad recht ruhig. Der Ansturm der holländischen Touristen steht noch bevor
Noch ist es eher ruhig auf dem Campingplatz am Waldbad in Neustadt. „Derzeit ist etwa der halbe Platz voll. Man merkt schon, dass die Ferien erst langsam losgehen“, sagt Platzbetreiber René Bendert. Er wartet noch auf den Ansturm der Holländer. Dort haben die Ferien noch nicht begonnen. Bislang seien vorwiegend Rentner und Dauercamper die Gäste.
„An den Wochenenden sind aber unsere 120 Stellplätze voll belegt, vor allem mit Kurzcampern aus dem Harz, Braunschweig und dem Gebiet Halle/leipzig“, hat Bendert beobachtet. Gerade die Camper aus dem Harz seien erstaunt, wie schön es im Südharz ist, und „dass die Bäume bei uns noch grün sind“, wie er süffisant anmerkt. Er richtet seinen Dank an das hiesige Forstamt, das vor einigen Jahren im Südharz auf den Mischwald und nicht auf die Monokultur der Nadelhölzer gesetzt hatte.
Generell sei die große Welle der Camper, die nach Corona für volle Plätze im ganzen Land gesorgt hatte, wieder abgeebbt. „Das hat sich jetzt wieder normalisiert, so dass wir unsere ursprünglichen Pläne zur Erweiterung der Stellplätze wieder in der Schublade verstaut haben“, sagt Bendert.
Das Publikum sei gemischt. „Wir sind vor allem für Familien mit Kindern sehr attraktiv“, so der Neustädter mit Blick auf das benachbarte Waldbad. Aber auch der durchreisende Tourist aus Skandinavien mache gern auf seiner Tour in den Süden in Neustadt Station. Die durchschnittliche Verweildauer betrage drei bis vier Tage, dann werde weitergezogen. Urlaubsplätze würden für zwei bis drei Wochen gebucht.
Aber auch etwa 40 Dauercamper sind hier ständig vor Ort. Zum Beispiel Karin Hartmann und Gerd Holze aus Rottleberode. „Wir sind den ganzen Sommer über in Neustadt, uns gefällt es hier prima“, sagt Holze. Der Mann aus Sachsen-anhalt und seine Lebensgefährtin „verschönern sich im Südharz ihr Rentnerdasein“, wie sie verschmitzt betonen. Der Platz sei toll wegen des Waldbades, der Ruhe und der guten Luft. „Wir gehen viel wandern
oder machen Touren mit dem Rad“, fügt Hartmann hinzu. „Hier trifft sich doch die Welt“, sagt Holze und verweist auf die vielen netten Nachbarn aus aller Herren Länder.
Wie zum Beispiel Napoleon „Nap“Goldenaar und seine Frau Lia aus dem holländischen Groningen, die mit ihrem Mini-campingwagen, dem „Bett auf Rädern“, vor fünf Tagen am Waldbad eingetroffen sind. „Wir fahren immer aufs Geratewohl los und bleiben dort, wo es uns gut gefällt“, sagt Nap. Sie wollen
noch eine Woche im Südharz bleiben und hoffen, dass das Wetter gut bleibt. Früher waren die beiden mit einem Zelt unterwegs, „aber mit einem Camper ist es schon besser und etwas anderes“, so der freundliche Holländer.
René Bendert erinnert sich an weitere interessante Gäste aus dem Ausland. „Ein Professor aus dem schottischen Edinburgh war kürzlich drei Wochen unser Gast. Er ist Insektenforscher und hat Tagestouren gemacht, um darüber einen Artikel
zu schreiben“, so der Neustädter. Die weiteste Anreise hatte ein Camper aus Richmond im amerikanischen Virginia, der mit Fahrrad und Zelt unterwegs war und sich besonders für die Kz-gedenkstätte Mittelbau-dora interessierte.
Die derzeitigen Baustellen der B 4 und innerorts in Osterode nerven den Platzbetreiber. „Viele verstehen nicht, warum das gerade jetzt in der Ferienzeit sein muss“, sagt er. Einbußen habe er dadurch nicht, weil sich die meisten Gäste vor der Anreise über die Anfahrt informieren.