Thüringer Allgemeine (Nordhausen)
Pendlertage finden derzeit nur online statt
Fachkräfteservice reagiert auf Corona-krise
Der Mangel an qualifizierten Arbeitskräften war das beherrschende Thema in der Thüringer Wirtschaft vor der Corona-krise. Mit Pendlertagen, Rückkehrmessen und Netzwerkforen hat die Thüringer Agentur für Fachkräftegewinnung (Thaff) die Unternehmen bislang bei der Gewinnung neuer Mitarbeiter unterstützt. Doch die Pandemie stellt auch die Tochter der Thüringer Landesentwicklungsgesellschaft vor völlig neue Herausforderungen
.„Wir haben innerhalb weniger Tage unser Angebot digital neu aufgestellt und viele Aktivitäten ins Internet verlagert“, berichtet Thaffchef Andreas Knuhr. Auch seine Mitarbeiter seien im Homeoffice, die notwendigen Absprachen werden in Telefon- oder Videokonferenzen getroffen. Früher hätten die Pendlertage in jedem Landkreis stattgefunden, jetzt versuche man dies – in Absprache mit den kommunalen Wirtschaftsförderern – online zu erledigen. Die Agentur nehme die Verbindung zu Pendlern und rückkehrwilligen Thüringern auf und vermittele einen Kontakt zur lokalen Institutionen.
Fachkräfteagentur unterstützt das Bildungsministerium
In der Krise habe sich zudem völlig neue Aufgabenfelder für die Thaffmitarbeiter ergeben. „Sechs Leute aus meinem Team unterstützen die Regionaldirektion Sachsen-anhalt/thüringen der Bundesagentur für Arbeit bei der Bearbeitung von Anträgen auf Kurzarbeitergeld“, erläuterte Knuhr.
Sie sei stolz darauf zu erleben, wie die Beschäftigten die Krise als besondere Herausforderung erleben, auf die sie mit „neuen, flexiblen Lösungen reagieren“, sagt die Geschäftsführerin der Landesentwicklungsgesellschaft Sabine Wosche. „Wir wollen den Unternehmen im Freistaat helfen, das sehen wir als unsere Aufgabe an und suchen nach Lösungen, wie wir dies auch in Krisenzeiten am besten tun können“, versichert Wosche.
So unterstützt die Fachkräfteagentur laut Andreas Knuhr auch das Bildungsministerium. Meister oder Techniker, die durch die Krise ihre Arbeit verloren haben, könnten als Quereinsteiger an Schulen unterrichten. „Derzeit gibt es einen enormen zusätzlichen Bedarf an Lehrkräften“, so Knuhr. Er verweist auf geteilte Klassen und auf Lehrer, die nicht unterrichten können, weil sie zur Risikogruppe gehören.
Fachkräfte würden in den Thüringer Unternehmen auch nach Bewältigung der Krise gebraucht, ist Andreas Knuhr überzeugt. So setze man auch die Anwerbung von Spezialisten aus dem Ausland derzeit unbeirrt fort. Auch dabei seien in der gegenwärtigen Situation spezielle Lösungen gefragt.
So habe man ein Unternehmen beraten, welches zwei It-experten aus Brasilien einstellen will, die allerdings momentan wegen der weltweiten Reisebeschränkungen nicht nach Deutschland kommen können. „Die arbeiten jetzt online von Südamerika aus, an Projekten der Thüringer Firma mit, programmieren quasi daheim“, berichtet Andreas Knuhr. Sobald die Reisebeschränkungen aufgehoben werden, unterstütze man die neuen Mitarbeiter bei allen Formalitäten und organisiere mit der Firma die Anreise der Spezialisten.