Thüringer Allgemeine (Nordhausen)
40 Betriebe werben in Bleicherode um künftige Mitarbeiter
Per Busshuttle kommen 600 Schüler aus dem gesamten Landkreis. Angebote vom Großbäcker bis zum Friseursalon
Bleicherode. „Ganz schön kuschlig hier“, so ein Besucherkommentar gestern Vormittag bei der 2. Bleicheröder Ausbildungsmesse (BAM) im Kulturhaus der Bergbaustadt. Schon vor der Eröffnung bildet sich vor dem Eingang eine Schülertraube. Drinnen drängen sich auf zwei Etagen 40 Aussteller aus der Region mit ihren Ausbildungs- und Jobofferten von Agrar bis Elektronik, Handwerk bis Industrie.
Jana Henning-jakob, Vorsitzende des verantwortlichen Regionalvereins, freut der Zuspruch. Gegenüber der Premiere vor einem Jahr habe sich die Zahl der Betriebe verdreifacht, vielen Interessenten habe man noch in letzter Minute absagen müssen. Man spüre den Personaldruck, Ausbildungsplätze seien oft nur schwer zu besetzen. Gekommen sind Unternehmen und Dienstleister wie die Großbäcker Panem und Kemme, Schachtbau Nordhausen, das Südharz-klinikum, Elektrohersteller Wago oder Farbenspezialist Brillux. Aber auch kleinere Handwerksfirmen wie der Friseursalon Vollborth oder Optik Erdmann waren präsent. „Wir sind keine Messe im herkömmlichen Sinne, sondern ein handlungsorientiertes Aktionsprogramm“, so Henning-jakob. Nicht zuletzt sollen junge Leute in der Region bleiben. „Viele wissen gar nicht, was es hier für großartige Möglichkeiten vom Handwerk bis zum dualen Studium gibt. Wir reden nicht nur über den Fachkräftemangel, wir tun auch etwas dagegen“, findet Bleicherodes Bürgermeister Frank Rostek (CDU).
Nahezu um das Vierfache gestiegen ist die Zahl der Schüler. Bei der Premiere hatten sich die Firmenvertreter noch über zu wenig Zuspruch beklagt. Diesmal brachten Pendelbusse rund 600 Mädchen und Jungen aus dem ganzen Landkreis zur Messe. Allein aus Wolkramshausen kamen drei Busfuhren, aus Ellrich zwei. Ansprechpartner seien Neun- und Zehntklässler, die sich jetzt bereits Gedanken machen – oder machen sollten – was sie einmal werden wollen. Von Berührungsängsten war denn auch gestern nichts zu spüren. Viele Betriebe hatten junge Leute als Ansprechpartner mitgebracht, um Hemmschwellen der Schüler so von vornherein zu senken. Für die Installationsfirma Hubertus Berndt aus Großlohra warb Christoph Lins, Azubi im dritten Lehrjahr. Auch er kam vor drei Jahren über ein damals noch vergleichsweise kleines Ausbildungsprojekt zu seinem Beruf.
Für das Fachzentrum für Innenwirtschaft (FFI) schwärmen Andrea Köhler und Dustin Manz von den vielfältigen Möglichkeiten, die die Ausbildung zum Mechaniker für Land- und Baumaschinen oder zur Industriekauffrau bietet. „Bei uns wird es garantiert niemals langweilig“, sagt der junge Mann, der seine Lehrjahre demnächst abschließen wird.
Die komplette erste Etage war den grünen Berufen gewidmet. Partner der Messe war hier der Grünbund, der an seinem Stand sowohl einen Überblick an Angeboten für Ausbildungsinteressierte als auch Ausbildungsbetriebe gab. Grüne Berufe in Nordthüringen bieten neben Landwirtschaft, Garten und Tierzucht auch Fischwirtschaft und Hauswirtschaft. Immer dicht umlagert war der Stand des Thüringenforst mit den Revierleitern Matthias Althans (Bleicherode/sollstedt) und Stefan Großer (Gebra), bei dem es unter anderem um die Vielfalt des Arbeitsplatzes Wald ging. „Wer bei uns lernt, lernt nachhaltig und mit Zukunft“, versprach Stefan Großer.
Katja Westermann von der Ausbildungs-akademie DAA wusste gestern schon den Termin für die 3. Auflage der Ausbildungsmesse am 18. September 2020. Wegen des großen Ansturms müsse man sich da wohl etwas Neues einfallen lassen. Man darf also gespannt sein.