Thüringer Allgemeine (Nordhausen)
In Grundschulen fehlen Zehntausende Lehrer
Eine neue Studie korrigiert die bisherigen Schätzungen für 2025 nach oben. Bildungsministerin Karliczek fordert mehr Lehramtsstudenten
Berlin. Wegen steigender Schülerzahlen werden laut einer Studie der Bertelsmann Stiftung bis 2025 voraussichtlich mindestens 26.300 Grundschullehrer zusätzlich benötigt. Das wären rund 10.000 Lehramtsabsolventen mehr, als bislang von der Kultusministerkonferenz (KMK) geschätzt, erklärte die Bertelsmann Stiftung am Montag in Gütersloh bei der Vorstellung der Studie.
Die Bertelsmann Stiftung und die Lehrergewerkschaft GEW forderten mehr Studienplätze und eine Qualifizierung von Quereinsteigern. Bundesbildungsministerin Anja Karliczek (CDU) rief zu größeren Anstrengungen auf.
Im Jahr 2025 werde es aktuellen Prognosen zufolge 3,064 Millionen Grundschüler geben, erklärten die Autoren der Studie. Das seien rund 168.000 mehr als von der Kultusministerkonferenz im Oktober 2018 geschätzt. Für das Jahr 2030 geht die Studie von 3,181 Millionen Grundschülern aus. Wenn es bis 2025 nicht gelinge, die bis dahin entstandene Lehrerlücke zu schließen, drohe der Mangel bis 2030 fortzubestehen, warnten die Studienautoren. Sie beziehen sich auf eine Schätzung des Statistischen Bundesamts von Juni.
Die Zahl der Schüler wachse dynamischer als bislang angenommen, erklärte das Vorstandsmitglied der Bertelsmann Stiftung, Jörg Dräger. Zugleich dauere es noch Jahre, bis zusätzlich eingerichtete Studienplätze mehr Absolventen hervorbringen würden. „Wir brauchen daher schnelle Lösungen, um gute Bildung für alle gewährleisten zu können.“Dräger warb für berufsbegleitende Qualifizierungen für Gymnasiallehrer sowie für Quereinsteiger mit einem Fachstudium, die keinen Lehramtsabschluss haben. Auch sollten angehende Ruheständler ermuntert werden, länger zu unterrichten.
Bundesbildungsministerin Karliczek forderte mehr Studienplätze für die Lehrerausbildung. Die Studie zeige, dass Deutschland deutlich mehr Pädagogen brauche, als die Länder bislang angenommen hätten, sagte Karliczek unserer Redaktion. Es müssten mehr junge Leute für den Lehrerberuf gewonnen werden. Dafür müssten Ausbildungskapazitäten an den Hochschulen erweitert werden. Zudem sollten die Prognoseinstrumente für den Lehrerbedarf weiterentwickelt werden, um rechtzeitig gegensteuern zu können.
Die Gewerkschaft GEW forderte eine Abschaffung der Zugangsbeschränkung (Numerus clausus) für das Lehramtsstudium sowie eine Aufstockung der Studienplätze.
Es sei eine Schande, dass junge Menschen, die sich für den wichtigen Beruf eines Grundschullehrers entschieden hätten, keinen Studienplatz bekommen, sagte die Gew-vorsitzende Marlis Tepe . (jule/dpa)