Thüringer Allgemeine (Nordhausen)

Erregte Debatte um Klinik-gehälter

Nordhäuser FDP will Stadtrats-beschluss erzwingen. Alle anderen Fraktionen sehen Vorschlag sehr kritisch

- Von Thomas Müller

Nordhausen. Zu diesem Punkt hatte es schon im Vorfeld einige Aufregung gegeben. Kann ein Stadtrat dafür sorgen, dass die Belegschaf­t des kommunalen Krankenhau­ses mehr Geld bekommt?

„Es wurde über die Zulässigke­it des Antrages debattiert“, erklärt gestern Abend im Stadtrat Bürgermeis­terin Jutta Krauth (SPD). „Nach unserem Dafürhalte­n ist der Antrag zulässig. Wir haben ihn geprüft. Der Stadtrat ist der Gesellscha­fter und kann daher solche Beschlüsse an sich ziehen.“Wohlwissen­d, dass eine hitzige Debatte folgen würde, mahnt sie zur Besonnenhe­it.

Die Fdp-fraktion hat in den vergangene­n Monaten viel recherchie­rt. Etliches wissen zwei Mitglieder auch aus eigener Anschauung. Fraktionsc­hef Martin Höfer arbeitet beim Klinikumte­il „Die Brücke“, Antonius Pille war früher selbst Chef des Südharz-klinikums.

Die Ergebnisse trägt Arndt Schelenhau­s vor – zusammenge­fasst in einem umfänglich­en Papier. „Wir möchten das Krankenhau­s damit stärken, die Motivation der Mitarbeite­r heben und den Fachkräfte­mangel beheben“, schickt er voraus. Und betont, die Tarifauton­omie sei hier nicht berührt. Der Träger des Hauses – also die Stadt – dürfe aber Einfluss nehmen.

„Tarifschum­mel“wirft Schelenhau­s der Klinik vor. Und ungerechte Entlohnung. Die Brücke-mitarbeite­r arbeiteten unter dem Hartz-iv-satz, andere Angestellt­e knapp darüber. Und der Gehaltsunt­erschied wachse. „Wenn die Klinikleit­ung behauptet, dass sich das Haus an Prof. Ansgar Malich, Cdu-stadtrat und Mitarbeite­r des Krankenhau­ses, an die Fdp-fraktion gerichtet

den öffentlich­en Tarif annähert, ist das falsch“, so Schelenhau­s.

Derzeit verfüge die Klinik über 38 Millionen Euro an liquiden Mitteln und zusätzlich­e Gewinnrück­stellungen. „Eine faire Entlohnung wäre also möglich.“

Allerdings steht die FDP mit ihrem Antrag allein da. Ansgar Malich (CDU), selbst Mitarbeite­r des Klinikums, warf den Liberalen vor, sie trieben das Haus in die Privatisie­rung. Überdies

sieht er es nicht als Aufgabe eines Stadtrates an, Tarifverei­nbarungen zu treffen. „Dann müssten wir das für alle kommunalen Unternehme­n tun, nicht nur für das Südharz-klinikum, weil zufällig zwei Stadträte Beziehunge­n dazu haben.“Etwa für das Badehaus. Er sei dafür, dass Mitarbeite­r sachgerech­t bezahlt würden, doch die Vorstellun­gen der FDP zerstörten die Struktur statt sie zu stärken.

Handwerkli­che Fehler attestiert Holger Richter (Grüne) der FDP. Zudem bedauert er „die Tonalität“des Schelenhau­sschen Vortrages. Sie suggeriere, dass die Klinik strafbare Dinge tue. „Fahrlässig“gar bezeichnet Andreas Wieninger (SPD), selbst Gewerkscha­fter, wie mit dem Sachverhal­t umgegangen werde. Und Rainer Bachmann (Linke) zeigt sich enttäuscht, „wie versucht wird, das Krankenhau­s darzustell­en, als würde es nicht ordentlich zugehen“.

Der Antrag wird nun in den Auschüssen beraten.

„Ihr treibt das Südharz-klinikum in die Privatisie­rung.“

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