Thüringer Allgemeine (Nordhausen)
Respektvolle Jungspunde
Antonia Pfaff
Die Jugend von heute! Ein Spruch, den das junge Volk nicht nur mit 16 Jahren hört, sondern auch mit Mitte 20 und vermutlich auch noch mit 30. Was uns Jungspunden nicht alles vorgeworfen wird: Respektlosigkeit, rebellisches Verhalten und freche Sprüche. Und das ist nicht alles.
Dabei sind das bei den meisten nur böse Vorurteile. Natürlich werden auch diese bedient. Aber in der Regel können die „Frischlinge“auch ganz lieb und nett sein. Und sind wir dann respektvoll, werden wir mit großen Augen und völlig verdutzt angeschaut.
Ich fuhr neulich in einer 30erzone ordnungsgemäß die vorgeschriebene Geschwindigkeit. Entspannt saß ich in meinem schwarzen „Baghira“, wie ich mein Auto liebevoll nenne, und die Bässe pumpten sanft vor sich hin. Vermutlich hörte das die ältere Dame am Straßenrand. Sie trat ein Stück zurück.
Obwohl an der Stelle kein Zebrastreifen vorhanden ist, versuchte die Dame, mit ihrem Rollator die Straße zu überqueren. Ich hielt an. Völlig verdutzt schaute sie mich an. Zweimal deutete ich ihr an, dass ich warte und sie in Ruhe die Fahrbahn überqueren kann. Gegenverkehr kam auch nicht. Mit einem strahlenden Lächeln bedankte sich die Frau älteren Semesters. Im Rückspiegel erkannte ich noch, dass sie mir nachschaute.
Wir Jungspunde, zu denen ich mich mit meinen 25 Jahren auch zähle, wissen vermutlich doch, was Respekt gegenüber älteren Menschen bedeutet. Und das nicht nur im Straßenverkehr. Die Jugend von heute kann also auch anders.