Thüringer Allgemeine (Nordhausen)
76 Heuler alarmieren im Südharz
Sirenen warnen Feuerwehr und die Bevölkerung. Drei Neuanschaffungen in Nordhausen bei Förderung durch Freistaat denkbar
Südharz. Es ist kurz nach 15 Uhr, als die Feuerwehrsirene in Liebenrode ertönt. Drei Töne von je zwölf Sekunden mit zwölf Sekunden Pause. Für die Kameraden der Freiwilligen Feuerwehr des Ortes im nördlichen Teil des Landkreises ist dies das akustische Zeichen zum Einsatz. Angesteuert wird es durch die Leitstelle in Nordhausen.
Kurz zuvor erhielt Thomas Evers, Vorsitzender des Kreisfeuerwehrverbandes Nordhausen, die Benachrichtigung über den Funkmeldeempfänger.
14 146 dieser kleinen technischen Geräte gab es laut Thüringer Innenministerium 2015 in ganz Thüringen. „Die meisten größeren Feuerwehren im Landkreis werden parallel alarmiert. Auf welchem Wege das Signal erfolgt, legt der jeweilige Ortsbrandmeister fest“, erklärt Evers. Das akustische Signal der Sirene hat dabei zwei Aufgaben: Zum einen zur Alarmierung der Ortsteilfeuerwehr und zum anderen im Rahmen des Bevölkerungsschutzes zur Alarmierung der Einwohner, beispielsweise bei Hochwasser. Damit der lärmende Ton weithin hörbar ist, werden vorzugsweise Standpunkte in der Ortsmitte oder auf dem höchsten Gebäude gewählt.
Sehr oft sind es kommunale oder öffentliche Gebäude wie Rathaus oder Feuerwehr, auf denen die Sirenen installiert sind. 76 Feuerwehrsirenen gibt es im Landkreis Nordhausen. Je nach Bauart und Tonerzeugung wird unterschieden in mechanische und elektronische Sirenen. Letztere erzeugen den Ton mit einem Lautsprecher. Einzelne Schalltrichter können in gewünschte Richtungen gedreht werden, um bestimmte Gebiete stärker oder schwächer zu beschallen. Ferner lassen sich mit elektronischen Sirenen auch Sprachdurchsagen realisieren. Die mechanischen, sogenannten Motorsirenen mit dem typischen helmartigen Schutzdach sind im Südharz jedoch noch weiter verbreitet.
Jeden vierten Samstag im Monat ertönen sie zur Signalprobe. In den Feuerwehren des Landkreises kurz nach 12 Uhr, in der Rolandstadt eine Stunde früher. „Akustisch gibt es keinen Unterschied zur Signalprobe. Technisch ist das nicht anders lösbar“, so der Vorsitzende des Kreisfeuerwehrverbandes.
„Grundsätzlich haben wir in jedem Stadtteil funktionstüchtige Sirenen, außer in der Kernstadt“, weiß Gerd Jung, Leiter der Berufsfeuerwehr Nordhausen, zu berichten. Nach dem Zweiten Weltkrieg waren die Sirenen in der Innenstadt zu sehr beschädigt, wurden nicht wieder aufgebaut. Da der Freistaat Thüringen derzeit aber an der Überarbeitung der Richtlinie für Zuschüsse zur Neuanschaffung dieser „Heuler“arbeitet, kann sich Gerd Jung vorstellen, drei Hochleistungssirenen zu installieren, um die Bevölkerungswarnung zu verbessern. Die Preise für elektronische Sirenen variieren nach Angaben des Thüringer Innenministeriums, je nach Leistung und Ausstattung, zwischen 1300 und 6500 Euro.
Mögliche Standorte wären im Umfeld des Rathauses sowie in der Unter- und Oberstadt. Unwetterwarnungen oder Evakuierungen durch Bombenfunde sind denkbare Einsatzszenarien. „Sirenenanlagen sind derzeit wieder ganz groß im Kommen, besonders durch das Jahrhunderthochwasser 2002 in Sachsen. Aktuelle Modelle können zudem stromunabhängig funktionieren, im Gegensatz zu Handys und Rundfunkgeräten“, erläutert der Leiter der Berufsfeuerwehr.
In der Ortsmitte oder auf höchstem Gebäude