Thüringer Allgemeine (Nordhausen)
Geschäft schlägt Gefühl
Marco Alles
Man kann den Unmut einiger Konkurrentinnen nachvollziehen; genauso wie die Enttäuschung von Julia Görges. Nachdem die 28-Jährige das deutsche Fedcupteam am Wochenende in der Relegation gegen die Ukraine gerettet hatte, machte sie sich berechtigte Hoffnungen auf eine Wildcard beim Tennisturnier in Stuttgart. Vergeblich.
Die Freikarte erhielt stattdessen Maria Scharapowa, die nur wenige Stunden nach ihrer abgelaufenen Dopingsperre gestern wieder aufschlug. Die weltweite Aufmerksamkeit, die das Turnier dadurch erhielt, bestätigte eines: Der Veranstalter hat alles richtig gemacht.
Kaum eine Sportlerin vereint Spielstärke und Schönheit derart perfekt wie die Russin. Rund 300 Millionen Dollar soll sie mit dieser Kombination bisher verdient haben. Innerhalb der Tennis-szene mag das Glamourgirl unbeliebt sein; Sponsoren und Fans aber reißen sich um sie.
Es mag ein Geschmäckle besitzen, einer überführten Dopingsünderin den roten Teppich auszurollen und ihr damit den quälenden Qualifikationsweg zu ersparen. Rechtlich ist es jedoch unantastbar: Scharapowa hat ihre Sperre abgesessen; Turnierdirektoren können Wildcards willkürlich vergeben.
Dabei geht es nicht um ein vermeintlich schlechtes Gefühl, sondern einzig und allein um ein gutes Geschäft. Nicht zufällig haben Madrid und Rom die einstige Nummer eins der Welt ebenfalls bereits eingeladen. Sie wissen: Scharapowa lockt die Massen und lässt die Kasse so laut klingeln wie keine andere ihrer Kolleginnen.
So sehr diese das auch wurmt.