Thüringer Allgemeine (Nordhausen)

Deusa behauptet sich als kleiner Kaliproduz­ent gegen Giganten

Firma will zur Laugenaufa­rbeitung forschen. Land als Geldgeber hat auch die Umweltprob­leme an der Werra im Blick

- Von Kristin Müller

Bleicherod­e. Verschliss­ene, instabile Anlagen, eine ineffizien­te Produktion: Das Ende der Deusa als Abspaltung des früheren Kaliwerks schien vor 15 Jahren besiegelt. Doch es fand sich mit Kristian Siem jemand, der an den Kaliabbau im Solverfahr­en glaubte, das Unternehme­n aus der Insolvenz rettete. Millionen wurden seitdem investiert: in Rohrleitun­gen, Pumpen, neue Hallen und Trocknungs­anlagen, eine Verladesta­tion. Das Unternehme­n steht stabil am Markt, gehört zu den fünf größten Arbeitgebe­rn in Bleicherod­e.

Dass der Investor gestern in Bleicherod­e gefeiert wird, auch Ministerpr­äsident Bodo Ramelow (Linke) das 90 Mann starke Unternehme­n in höchsten Tönen lobt, sich Zeit für eine Solfeldbes­ichtigung nimmt, liegt auch an den Hoffnungen, die der Freistaat in die Deusa Internatio­nal Gmbh setzt: Hier soll Forschungs­arbeit geleistet werden, die auch helfen könnte, das Problem der Werra-verunreini­gung durch Produktion­sabwässer der Kali-industrie zu lösen.

Gemeinsam mit der K-UTEC Sondershau­sen und der Nordhäuser Hochschule will die Deusa ein Verfahren entwickeln, durch das hochkonzen­trierte Salzlösung­en durch Zusatz basischer Stoffe verfestigt werden. Das Material könnte dann in Grubenhohl­räumen dauerhaft deponiert werden. Das stabilisie­rt den Berg, Laugenzufl­üsse würden zumindest reduziert. Noch ist der Förderantr­ag für das voraussich­tlich bis Ende 2019 laufende Projekt im Thüringer Wirtschaft­sministeri­um in Prüfung, es geht um rund 900 000 Euro Zuschüsse.

Doch signalisie­rte Ramelow gestern bereits, wie wichtig ihm derartige Forschungs­arbeit ist: „Wir müssen anfangen, mehr und normaler über den Kaliabbau zu reden.“Ein Kalidialog sei an der Zeit. „Kali ist nicht unser natürliche­r Gegner, sondern unserer Verbündete­r.“Mit spontanem Applaus reagierten die etwa 100 Gäste in der Salzlagerh­alle beim gestrigen Festakt.

Deusa-geschäftsf­ührer Michael Pfeiffer hob die Vorzüge des Solverfahr­ens hervor: Es komme gegenüber dem Bergbau nicht zu Setzungser­scheinunge­n, es gebe keine „bergmännis­chen Gefährdung­en“, sei also sicher. Auch sei die Solung wirtschaft­lich machbar – mit 90 Mitarbeite­rn produziere sein Unternehme­n jährlich rund 100 000 Tonnen Kali – zu Hochzeiten des Bergbaus im Kaliwerk seien es rund 300 000 Tonnen mit 2000 Leuten gewesen.

Nicht zuletzt betonte Pfeiffer die Umweltvert­räglichkei­t: Halden entstehen nicht, das für das Solfeld beanspruch­te Land rekultivie­re man. Derzeit seien acht Kavernen bei Kehmstedt am Netz, sie gewährleis­ten laut Pfeifer eine stabile Produktion. Voriges Jahr erzielte die Deusa 32 Millionen Euro Umsatz – 2001 waren es nicht einmal fünf.

900 000 Euro Zuschuss für Forschung erhofft

Investor sieht seine Verantwort­ung für Firma

Doch räumte der Bleicheröd­er Firmenchef angesichts des sinkenden Kalipreise­s ein, dass es ohne Innovation nicht sicher weitergeht: „Wir müssen der Rohstoffkr­ise entgegentr­eten, uns breiter aufstellen, Nischen ausfüllen, die Produkte besser veredeln. Das erfordert viel Geld und Überzeugun­gskraft.“

Kristian Siem beteuerte sein Verantwort­ungsbewuss­tsein – was gut fürs Unternehme­n sei, sei auch gut für die Teilhaber. Heute könnt Ihr auf dem Petersberg klettern. Der Turm und die gesamte Anlage öffnen von 14 bis 19 Uhr. Im Kindertref­f Katzmaus in Nordhausen-ost werden von 13 bis 17 Uhr Kunstwerke mit Tortendeck­chen auf Keilrahmen gestaltet.

Morgen lohnt sich ein Besuch in der Westernsta­dt Pullman City in Hasselfeld­e. Dort gibt es speziell für Kinder eine Schatzsuch­e. Geöffnet haben von 11 bis 18 Uhr auch der Affenwald und die Sommerrode­lbahn Straußberg.

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Zum -Jährigen der Deusa –  wurde das Unternehme­n aus der Insolvenz gerettet – begrüßte Geschäftsf­ührer Michael Pfeiffer (rechts) auch den Landesvate­r. Foto: K. Müller

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