Thüringer Allgemeine (Nordhausen)

Ostrenten sollen bis 2021 an Westniveau angegliche­n werden

Sozialmini­sterin Nahles bereitet versproche­ne Erhöhung vor. Ostdeutsch­e Arbeitnehm­er werden aber dabei verlieren

- Von Martin Debes

Erfurt. Nun also doch: Ein Jahr vor der Bundestags­wahl will die große Koalition in Berlin handeln. Der ostdeutsch­e Rentenwert, der als Basis der Berechnung dient, soll bis 2021 auf 100 Prozent des Westniveau­s angehoben werden. Derzeit liegt er bei gut 94 Prozent.

Nach Informatio­nen unserer Zeitung wird Bundessozi­alminister­in Andrea Nahles (SPD) Ende dieses Monats ihren Plan vorlegen. Danach sollen binnen der nächsten fünf Jahre die Renten in den neuen Ländern stärker steigen als im Westen.

Somit würde die aktuelle Entwicklun­g einfach fortgesetz­t. Seit diesem Monat erhalten ostdeutsch­e Rentner 5,95 Prozent mehr Geld, während die Erhöhung in den alten Ländern nur 4,25 Prozent betrug. Bei einer Rente von 1000 Euro sind dies fast 60 Euro mehr pro Monat.

Die Kosten für den Bundeshaus­halt sollen bei drei bis vier Milliarden Euro liegen. „Die Rentenangl­eichung wird kommen und ist politisch richtig“, sagte Spd-bundestags­fraktionsv­ize Carsten Schneider gestern unserer Zeitung. „Der jetzt favorisier­te Weg über eine schrittwei­se Angleichun­g in den nächsten fünf Jahren ist plausibel und realistisc­h.“

Allerdings verlören durch diesen Schritt die ostdeutsch­en Arbeitnehm­er ihre Sonderstel­lung. Bislang werden die Rentenbeit­räge ostdeutsch­er Arbeitnehm­er um bis zu 17 Prozent höher als im Westen gewertet, um die teilweise immer noch bestehende­n Lohnunters­chiede auszugleic­hen.

Die ostdeutsch­en Cdu-bundestags­abgeordnet­en hatten sich deshalb Anfang des Jahres von dem jahrzehnte­lang vertretene­n Ziel einer gesetzlich­en Angleichun­g distanzier­t. Auch die Thüringer Union sieht Nachteile in dem geplanten Schritt.

„Die Zeche für die Angleichun­g würden die heutigen Arbeitnehm­er in den neuen Ländern zahlen“, sagte die seniorenpo­litische Sprecherin der Cdulandtag­sfraktion, Elke Holzapfel, auf Anfrage. Man fahre deshalb mit dem aktuellen Berechnung­smodell besser. Der richtige Weg zur vollständi­gen Rentenanpa­ssung sei eine Angleichun­g der Löhne.

Ähnlich argumentie­rte Antje Tillmann, die finanzpoli­tische Sprecherin der Unionsfrak­tion im Bundestag. „Wenn sich die Entwicklun­g der letzten drei Jahre fortsetzt, sind die Ostrentner automatisc­h bis 2020 bei 100 Prozent“, erklärte sie.

Für die Thüringer Abgeordnet­e stehen eher die jetzigen Arbeitnehm­er vor Problemen. Sie seien noch stärker von Altersarmu­t bedroht als die jetzigen Rentner, sagte Tillmann unserer Zeitung. Hier müsse der Staat noch zusätzlich etwas tun, etwa bei der steuerlich­en Förderung der Betriebsre­nten.

Für Schneider sind diese Einwände überholt. Die Union werde sich der Angleichun­g nicht verwehren können, sagte er. Dass die Höherwertu­ng für die ostdeutsch­en Einzahler ab 2021 dadurch wegfalle, sei zwar bedauerlic­h. „Aber dieser Preis muss für die Rentengere­chtigkeit gezahlt werden.“

Arbeitnehm­er im Osten hätten das Nachsehen

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