Thüringer Allgemeine (Nordhausen)
„Erfolg in der Medizin braucht Vertrauen in den Arzt“
Chefarzt Dr. Lutz Pfeiffer aus Mühlhausen über Patienten, Mediziner und die Hufeland-klinik
gehören einfach zusammen. Auch die Neugeborenenversorgung ist am Standort Mühlhausen integriert, was für diese Lösung spricht und für unseren Anspruch wichtig ist. Wir haben rund 800 Geburten im Jahr, da gibt es durchaus Fälle mit einem größeren Versorgungsbedarf. Auch die Gefäßchirurgie konzentriert sich auf den Standort Mühlhausen, sowohl aus historischen als auch aus medizinischen Gründen – immer mehr Fachgebiete kommen bei diesem Thema zum Einsatz.
Und in Bad Langensalza? Dort ist etwa die invasive Kardiologie rund um den klassischen Linksherzkatheder angesiedelt. So können Patienten aus der Umgebung, die einen Herzinfarkt erlitten haben, sofort und ortsnah eine kardiologische Invasivdiagnostik und -therapie bekommen. Solche Anlagen müssen mit großem technischen und personellen Aufwand die ganze Woche rund um die Uhr betrieben werden, das ist an zwei benachbarten Standorten aus mehreren Gründen nicht leistbar. Hat sich im Laufe der Jahre der Patient verändert? Ja, ich glaube schon. Die Erwartungshaltung ist mit den neuen Möglichkeiten der Medizin größer geworden, auch das Selbstbewusstsein ist gewachsen, es wird mehr und kritischer hinterfragt – denn auch die Informationsmöglichkeit der Patienten hat zugenommen, auch wenn die Qualität dieser Informationen für Laien schwer einzuschätzen ist. Übrigens oft auch für Fachleute. Aber auch diese Medaille hat ihre Kehrseite: Erfolg in der Medizin hat auch viel mit Vertrauen zu tun hat, braucht Vertrauen in den Arzt. Ich finde es schade, dass dieses Vertrauen ein wenig aufs Spiel gesetzt wird. Manchmal blockiert man sich mit zu viel Vorbehalten auch selbst.
Müssen Ärzte lernen, mit dem neuen Typ des modernen Patienten umzugehen? Zwingend! Natürlich wissen wir es oft besser, das ist ja unser Beruf, das haben wir gelernt, aber die Art, wie wir das dem Patienten vermitteln, wie wir mit ihm auf Augenhöhe zusammen die besten Behandlungsmöglichkeiten auswählen, das ist für einige Kollegen ein neuer Weg.
Welche Rolle spielen dabei unsere Vorträge? Wir versuchen schon immer, auf unsere Patienten zuzugehen, auf verschiedensten Wegen Behandlungsmethoden zu erklären, neue Ärzte vorzustellen. Die Vortragsreihe der TA ist dafür ein ganz tolles Forum. Wir haben versucht, dafür Themen auszuwählen, die möglichst viele Patienten interessieren könnten, um Diagnose- und Therapiemöglichkeiten leicht verständlich zu erklären und neue Erkenntnisse vorzustellen.
Was hat Sie in den letzten Jahren am meisten beeindruckt? Wie rasant sich die Medizintechnik entwickelt hat. Als ich angefangen habe, gab es im weiten Umkreis ein einziges Ct-gerät für die Computertomografie – und das stand in Leipzig. Termine nachts um halb drei waren keine Ausnahme. Heute haben wir allein im Hufeland-klinikum vier MRT- und zwei Ct-geräte stehen, das ist heute eine Selbstverständlichkeit. Dazu kommen die vielen Sonografie-geräte – vermutlich weiß nur unsere Medizintechnik genau, wie viele Geräte wir davon haben. Ein ganz wichtiger Punkt und eine ganz einfach Sache ist der verstärkte Fokus auf die Hygiene. Und natürlich ist die Altersentwicklung unserer Patienten beeindruckend. Am Anfang meiner Karriere gab es bei über 65Jährigen oft Bedenken vor großen Operationen. Heute ist das Alter kein Ausschlusskriterium mehr, hinderlich sind dann andere Faktoren, Begleiterkrankungen etwa. Über das Alter reden wir gar nicht mehr.
Wo sehen Sie die beiden Kliniken in 10 Jahren? Es wird weiterhin beide Häuser geben, aber sie werden sich noch weiter spezialisieren. Die Menschen werden immer älter, bekommen oft mehrere Krankheiten, das braucht ein völlig neues Behandlungsschema. Auch bei dem Thema Demenz stehen wir noch ganz am Anfang. Speziell dafür sind neue Betreuungskonzepte nötig.