Thüringer Allgemeine (Nordhausen)
Eine halbe Million Menschen sind internetsüchtig
Drogenbeauftragte der Bundesregierung sieht im Internet eine neue Suchtgefahr. Besonders junge Menschen seien davon bedroht
Der Jahresbericht der Drogenbeauftragten der Bundesregierung, Marlene Mortler (CSU), besteht auch wieder aus Licht und Schatten.
Das Rauchen unter den Jugendlichen verliert weiter an Attraktivität. Auch das Koma-saufen findet nicht mehr so viele Fans. Dennoch blieb die Zahl von über fünfzehntausend Fällen, in denen Kinder bis zu siebzehn Jahren wegen einer Alkoholvergiftung in eine medizinische Einrichtung eingeliefert werden mussten. Dennoch nimmt jeder siebte Erwachsene Alkohol in gesundheitsgefährdenden Mengen zu sich. Obwohl der pro Kopfverbrauch reinen Alkohols seit 1980 um drei Liter sank. Bei dieser legalen Droge und auch bei anderen geben die Erwachsenen ein schlechtes Vorbild ab. Bei dem Raucheranteil von erwachsenen Männern nimmt Thüringen den fünften Platz. An der Spitze liegen übrigens nur ostdeutsche Länder einschließlich Berlin.
Beim Anteil der Raucher unter achtzehn Jahren liegt Thüringen auf dem dritten Platz. Bei den Toten infolge des Qualmens liegt Thüringen bei den Männern im hinteren Drittel. Bei den Frauen sterben nur in Sachsen noch weniger Menschen als in Thüringen.
Die Drogenbeauftragte forderte hier eine schnelle Umsetzung des Tabakwerbeverbots. Auch darum, weil sich die Werbeausgaben der Tabakindustrie seit 2006 verdreifacht haben. Während die Lage bei den illegalen Drogen stabil blieb, verbreitet sich die synthetische Droge Chrystal Meth sprunghaft. Zunächst waren nur die Bundesländer mit einer gemeinsamen Grenze zu Tschechien betroffen. Inzwischen sickert sie immer weiter ins Bundesgebiet ein, wobei Thüringen besonders betroffen ist. Das Spezielle an dem gefährlichen Stoff besteht darin, dass er sich nicht zunächst in den Großstädten verbreitet, sondern vor allem über Clubs in beschaulichen ländlichen Gegenden seinen Weg zu den jungen Konsumenten findet. Hier fehlen noch exakte Daten.
Allerdings wurden im vergangenen Jahr exakt 1226 Menschen Opfer von illegalen Drogen, was einen Anstieg von neunzehn Prozent bedeutet. Auf dem Vormarsch befinden sich die sogenannten „Legal Highs“, die als Kräutermischungen, Badesalz und Lufterfrischer in quietschbunten Verpackungen „legal“auf den Internetmarkt gelangen.
Die Csu-politikerin setzt in ihrem diesjährigen Bericht den Schwerpunkt auf die problematische Nutzung des Internets. Nach Ansicht der Experten nutzen eine halbe Million Menschen das Netz suchtartig und ohne Kontrolle. Von den 14- bis 16-Jährigen sind es sogar vier Prozent. Zahlreiche User befinden sich in einer Situation, in der sie hoch gefährdet sind. Natürlich sind hier die jüngeren Menschen mehr gefährdet.